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Auch das Land Brandenburg war entsetzlich verheert.
Zwei Drittel der Dörfer lagen in Schutt und Asche, uud auf den
Feldern, die früher des Landmannes fleißige Hand bebaut hatte,
wucherten Unkraut und Dorngestrüpp. Heimatlos und elend irrten
viele Bewohner umher. Berlin, die heutige Millionenstadt, zählte
nur noch dreihundert Bürger, die in baufälligen Häusern wohnten
und vor Armut nicht wußten, wovon sie leben sollten. Das kur¬
fürstliche Schloß war in Verfall, und der Hof weilte flüchtig in dem
fernen Königsberg. Gesetz und Ordnung regierten nicht mehr; der
Staat schien verloren.
Aber der neue, jugendfrische Herrscher verzagte nicht. Alsbald
schloß er Frieden mit den Schweden, und es gelang ihm, sein Land
wenigstens von den schlimmsten Plagen zu befreien. Doch erst nach
1 mehreren Jahren fand der schreckliche Krieg durch den West-
° Mischen Frieden ein Ende.>) Der Kurfürst erhielt einen Teil
von Pommern, das ihm von Rechts wegen ganz zukam, und
andere Gebiete als neuen Besitz.
4. Das stehende Heer. Um den Frieden in seinem erschöpften
Lande mit starker Hand schirmen zu können, war Friedrich Wilhelm
vor allem darauf bedacht, ein eigenes stehendes, d. h. ständiges
Heer zu schaffen. Bis dahin hatte man nämlich immer nur im Falle
der Not Söldner angeworben. Aber diese fremden Menschen, die
bloß des Geldes wegen dienten, waren ein zuchtloses Volk. Sie
kannten keine Anhänglichkeit an ihren Kriegsherrn und verübten
gegen die Bewohner, die sie doch schützen sollten, die ärgsten Greuel¬
taten. Wenn ihnen einmal der Sold nicht pünktlich gezahlt wurde,
so fingen sie an zu rauben, was sie bekommen konnten. Nach ihrer
Entlassung aber taten sie sich wohl in Haufen zusammen und hausten
im Lande ärger als Räuber.
So konnte es nicht weitergehen. Mit großen Kosten bildete sich
der Kurfürst daher stehende Truppen aus Landeskindern, die er
sorgfältig ausbildete und in Treue und Gehorsam erzog. Die Reiter
waren Dragoner, die auch zu Fuß kämpften. Die Stärke dieses ersten
stehenden Heeres von Brandenburg-Preußeu brachte er schließlich
auf 28 000 Mann.
5. Die Schlacht bei Warschau. Einige Jahre nach dem Dreißig¬
jährigen Kriege brach ein blutiger Streit zwischen den Königen von
Schweden und Polen aus. Friedrich Wilhelm wollte sich nicht ein¬
mischen, aber der mächtige Schwedenkönig, der von Hause aus ein
deutscher Prinz war, fiel in sein Herzogtum Preußen ein und zwang
ihn dadurch, sich mit ihm zu verbünden.
J) Gedicht: Greif, „Die Friedenseiche.