fullscreen: [Theil 1] (Theil 1)

16 Alte Geschichte. 1. Periode. Aegypter. Königsgräber. 
den Dorfe den Palast von Karnak nennt. Eine lange Doppel¬ 
reihe von Löwen mit Widderköpfen führte vom Nil aus zu dem 
großen Hauptthore, dessen Flügel von Erz waren und sich 60 Fuß 
hoch erhoben (unsere Stadtthore pflegen nicht über 12 Fuß zu 
sein). Der darauf folgende Säulenhof ist nur die Vorhalle zu 
einem gewaltigen Saale, dessen Decke, aus Ungeheuern Granit¬ 
blöcken bestehend, von 134 Riesensäulen getragen wird. Jede 
dieser Säulen ist so stark, daß nur 5—6 Menschen sie zu um¬ 
spannen vermögen, der Saal selbst aber so geräumig, daß selbst 
die große Notredamekirche in Paris darin bequem Raum hätte. 
„Keine Beschreibung," sagen die Reisenden, welche 1799 diese 
Trümmer genau untersuchten, „keine Beschreibung vermag die 
Empfindungen zu schildern, welche diese Wunderanblicke erregen. 
Von welchen Begebenheiten, welche die Weltgeschichte nicht mehr 
kennt, von welchen Scenen sind diese Säulen einst Zeugen ge¬ 
wesen!" — Dann folgte abermals ein Säulenhof, .und endlich 
erst eine Menge anderer Säulen und Gemächer, die vermuthlich 
dem Könige zur Residenz dienten. In jenem Riesensaale mochte 
er den Gesandten fremder Völker Audienz geben und ihre Tri¬ 
bute empfangen. Dies sind nur einige wenige Bruchstücke aus 
der Beschreibung jener großen Ruinen. Recht merkwürdig sind 
noch auf der linken Nilseite, etwa eine Stunde vom Flusse, im 
Innern einer Bergkette, die Gräber der uralten ägyptischen Kö¬ 
nige. Sie befinden sich in einem Thale ohne Ausgang, in wel¬ 
ches erst durch Menschenhände ein Eingang durchgehauen ist. Es 
sind etwa 40 solcher Grotten, von denen bis jetzt nur erst 13 
geöffnet sind; denn die Zugänge zu den andern sind durch herab¬ 
gestürzte Felsenstücke versperrt. Jede besteht aus einer Reihe von 
Galerien, Kammern und Sälen, von denen einer der Hauptsaal 
ist. Hier steht auf einer Erhöhung der Sarkophag, der die Ge¬ 
beine des Königs enthielt. In sieben Grotten stehn die Sarko¬ 
phage noch; meist von doppelter als Menschenlänge, aus rothem 
Granit. In einer dieser Grotten mußte man erst durch zehn 
Thore dringen, ehe man zu dem Sarge gelangte. Auch in den 
Nebenkammern fand man Mumien, so daß also der König hier 
von Denen, die ihm im Leben nahe waren, umgeben ruhte. Alle 
Wände sind mit Scnlpturen und Malereien bedeckt, die so frische 
Farben enthalten, als wenn der Maler erst davon gegangen wäre. 
— Erst in neuerer Zeit (1817) hat ein unternehmender Reisender 
(Belzoni) ein solches Grab geöffnet. Er fand 18 Fuß unter der
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.