Full text: Bilder aus der griechischen und römischen Sage und Geschichte, Römer und Germanen (Teil 2)

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Hof; er hieß Aula, wie noch heute der Versammluugsraum einer 
Schule genannt wird. In der Mitte des Hofes erhob sich der Altar¬ 
stein, auf dem der Hausherr opferte. An den Seiten lagen Schlaf¬ 
räume und Vorratskammern, hinter dem Hofe ein Saal, der als 
Besuchs- und Speiseraum diente; in ihm stand auch der Herd. Vom 
Saale gelangte man in das Frauengemach, und hinter diesem 
befand sich wohl ein kleiner Garten. Der Hausrat war einfach. 
Beim Essen, Lesen und Ruhen bediente man sich niedriger, mit 
Polstern belegter Bänke. Truhen bargen Kleidungsstücke und 
Schmucksachen. An Gefäßen gab es im Hause Kessel, Mischkrüge, 
Olflaschen, Kannen, Becher und dergleichen. Viele Behälter waren 
von Ton und schwarz oder bunt bemalt. 
Anspruchslos war auch die Kleidung. Die Frauen 
trugen über dem kurzärmeligen Untergewande aus Wolle oder Leinen 
ein großes wollenes Tuch; mit buntem Besatz verziert und von 
einem Gürtel umschlossen, wallte es auf die Füße. Ein linnenes 
Kopftuch oder ein breiter Strohhut schützte gegen die Sonne. Auch 
Fächer und Sonnenschirme waren beliebt. Sandalen bildeten die 
Fußbekleidung. Die Männer hatten als Obergewand ebenfalls 
ein Tuch, statt dessen auch einen faltigen Mantel. Sie gingen meist 
ohne Kopfbedeckung; kurzes Haar trugen sie erst in der späteren Zeit. 
§ 77. Der Verlauf des Tages. Bei Sonnenaufgang erhob man 
sich vom Lager. Als Frühstück diente ein Gebäck oder ein Stück 
Weizenbrot, das man in ungemischten Wein tunkte. Dann ging 
die Frau an ihre häusliche Beschäftigung, der Mann an seine Arbeits¬ 
stelle, in sein Amt oder, wenn er Muße hatte, in die Werkstätte eines 
Künstlers, auf den Ringplatz oder den Markt. Hier pflegte man 
sich zu treffen, Geschäfte abzuschließen und sich nach Neuigkeiten zu 
erkundigen. Auch machte der Mann, nicht die Frau, auf dem Markte 
die Einkäufe für die Küche. Gegen Mittag folgte das zweite Früh¬ 
stück; es gab Feigen, Brot und Zwiebeln, auch wohl abgekochtes 
Gemüse. Vor Sonnenuntergang wurde stets ein Bad genommen. 
Dann ging es zur Hauptmahlzeit. Sie bestand aus gekochtem oder 
gebratenem Lamm- oder Ziegenfleisch, Geflügel, Fischen, Gemüse, 
Früchten, besonders Weintrauben, und Käse; dazu trank man ge¬ 
mischten Wein, der mit Gewürz oder Honig versetzt war. Man aß 
noch mit den Fingern; das Fleisch kam zugeschnitten auf den Tisch. 
Bei festlichem Mahle wurde das Haar mit einem grünen Kranze 
geschmückt. Waren Gäste anwesend, so sorgten oft Gaukler und 
Tänzer für Kurzweil. Bevor man die Ruhe aufsuchte, was zeitig 
geschah, erging man sich noch wohl auf dem Dache des Hauses. So 
ist es jetzt noch im Süden Sitte.
	        
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