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vornehmen Geschlechtern hält; denn er gehört ja selber
zu ihnen. Der Duckel ist sein Schwager, und auch viele
andere der Ausgewiesenen sind ihm verwandt und be¬
freundet. Und den Hochmut der Geschlechter taun er
ebenfalls nicht verleugnen! Wie tief mußten wir uns vor
ihm bücken, wenn er uns auf der Straße begegnete; wie
von oben herab behandelte er uns, wenn er sich einmal
herabließ, mit uns zu sprechen. Das wollen wir uns
nicht länger gefallen lassen; wir wollen auch Herren sein,
wir wollen auch in den Rat gewählt werden. Warum
sitzt ein Mann, wie Barthold, nicht schon längst auf dem
Rathause? Zu solchen Männern, die aus unserer Mitte
hervorgegangen sind, können wir allein Vertrauen haben.
Aber so lange Vasmer im Regiments sitzt, ist daran nicht
zu denken; er wird es nicht dulden, daß neben ihm ein
Mann aus dem verachteten Handwerkerstände sitzt. Darum
fort mit ihm, damit auch wir einmal zur Regierung
kommen, nachdem wir so lange die gehorsamen Diener
der Patrizier gewesen sind!"
Ein eigentümliches Lächeln spielte bei diesen Worten
Grumme's um die Mundwinkel Bartholds; dann erwi¬
derte er: „Gevatter Grumme, jetzt habt Ihr den wahren
Grund angegeben, warum Ihr den Vasmer gern los
wäret. Ihr sehnt Euch nach einem Sitz auf dem Rat-
hanfe, und, bei Gott, den gönne ich Euch von Herzen.
Ihr würdet dann am ersten es inne werden, daß es viel
leichter ist, über eine Regierung zu lästern, als selbst zu
regieren. Ich für meine Person danke für diese Ehre.
Meine Meinung ist, daß der Handwerker in seine Werk¬
statt gehört; hält er dort und in seinem Hause auf Zucht
und Ordnung unter seinem Gesinde, so thut er genug.
Was soll aus dem ehrsamen Handwerk werden, wenn die
Meister ihre Zeit in Versammlungen und Sitzungen hin¬
bringen müssen? Nein, nein, Gevatter, werdet Ihr
immerhin Ratsherr, wenn Euer Wissen, Eure Zeit und
Euer Geldbeutel es erlauben; ich bleibe der Tonnenmacher
Barthold, und stehe mich, glaube ich, dabei am besten.
Und was Ihr sonst von dem Vasmer sagt, das ist doch