Full text: Lehrbuch für den erzählenden Geschichts-Unterricht an Mittelschulen

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Burgund, zog General Bourbaki heran, mit 15O OOO Mann, 
meist abenteuernden Prahlhänsen verschiedener Länder, um im 
Rücken der deutschen Heersäulen durchzubrechen gegen den Ober¬ 
rhein. Nach glänzendem Gefechte bei Nuits am 18. Dezember 
mußten die Badener weichen. Aber an der Lisaine, die bei 
i-.-i7.Jan. Mömpelgard dem Doubs zufließt, hielt Werder in drei- 
1871 tägigem Heldenkampfe stand gegen vierfache Übermacht. Auf 
feinen Zuspruch erwiderten die badischen Soldaten uud die ost¬ 
preußische Landwehr: „Wir lassen keinen durch!" Das Wort 
wurde treu gehalten trotz mörderischer Verluste uud grimmiger 
Winterkälte. General Manteuffel, der mit neuen Truppen 
heranflog, drängte die geschlagene Armee auf Schweizer Boden, 
( wo sie entwaffnet wurde. 
'imaa.'SwHyJi Auch Paris mußte die Waffen strecken nach einer Reihe 
von Ausfällen, bei deren Abwehr namentlich die Garden bei 
Le Bourget im Norden und die Württemberger bei Eham- 
pigny im Süden blutige Lorbeeren ernteten. Die Forts wur¬ 
den den Deutschen übergeben, die Besatzung blieb kriegsgesaugen 
in der Stadt, in welche 30 000 Deutsche ihren Einzug hielten. 
Im deutschen Hauptquartier zu Versailles schloß Thiers, 
das Oberhaupt der Republik, den vorläufigen Frieden, welcher 
dann zu Frankfurt bestätigt wurde. Das Elsaß samt einem 
Teile Lothringens mit Metz wurde ein deutsches Vorland zum 
Schutze gegen weitere Eroberungsgelüste Frankreichs. Fünf 
Milliarden Franken mußten als Entschädigung für die Kriegs¬ 
kosten bezahlt werden. So büßte Frankreich für die leichtfertige 
Gewissenlosigkeit seiner Lenker! 
Für die vergossenen Ströme teuern Blutes aber brachte 
das deutsche Heer noch eilten köstlicheren Preis heim als Elsaß- 
Lothringen mit all seinen blonden Köpfen uud blauen Angen. 
i8.3aii. Am 18. Januar 1871 wurde König Wilhelm I. der Siegreiche 
1871 in Versailles im prunkenden Spiegelsaale Ludwigs XIV. in 
Gegenwart der meisten deutschen Fürsten zum Kaiser ausge¬ 
rufen. Großherzog Friedrich von Baden, von jeher einer 
der eifrigsten, opferwilligsten Vorkämpfer deutscher Einheit, hatte 
die Herzensfreude, auf den ersten Kaiser des neuen Reiches das 
erste Hoch auszubringen. 
Kaiser Wilhelm verließ den Boden Frankreichs mit Worten 
warmen und wohlverdienten Dankes an seine Soldaten „für- 
alles, was Ihr in diesem Kriege durch Tapferkeit und Ausdauer 
geleistet habt". In allen Schrecken des Krieges hatten sie sich 
eines gesitteten Volkes würdig gehalten, versöhnlich gegen die 
unschuldigen Eingeborenen des feindlichen Landes, menschlich und 
hilfsbereit gegen feindliche Verwundete und Gefangene. —
	        
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