Full text: Deutsche Geschichte von der Völkerwanderung bis zum Westfälischen Frieden (Teil 3)

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der Kirchenversammlung, gelten sollte. Sie wird daher nach dem 
lateinischen Worte für „einstweilen" das Interim genannt. In 
dieser Glaubensvorschrift wurden die sieben Sakramente beibehalten, 
den Protestanten aber das Abendmahl unter beiderlei Ge st alt 
und die P r i e st e r e h e gestattet. 
Gegen die Durchführung des Interims erhob sich heftiger Wider¬ 
spruch. Besonders die Stadt Magdeburg verweigerte ihm die An¬ 
erkennung. Der Kaiser sprach die Reichsacht über die Stadt aus und 
beauftragte den Kurfürsten Moritz, sie zu vollstrecken. 
§ 160, Der Ausstand des Kursürsten Moritz. Der neue Kur¬ 
fürst war ein schlechter Helfer. Wegen der Haft des Landgrafen von 
Hessen, seines Schwiegervaters, grollte er dem Kaiser; von Karl in 
dem Glauben belassen, daß der Landgraf frei bleiben würde, hatte 
er diesen selbst zur Unterwerfung bewogen. Nun gedachte Moritz 
die Gelegenheit zu benutzen, um durch Abfall von Karl die verlorene 
Gunst seiner Glaubensgenossen wiederzugewinnen. 
Während Moritz die Belagerung von Magdeburg in die Länge 
zog, verband er sich mit anderen deutschen Fürsten gegen den Kaiser 
und trat sogar insgeheim mit dem König von Frankreich in Verbin¬ 
dung; eigenmächtig überlieferte er drei deutsche Städte und Stifter: 
Metz, T o u l und Verdun an Frankreich. Nachdem * r rc\ 
sich dann Magdeburg zum Scheine ergeben und der srau- 
zösische König ein Heer an den Oberrhein gesandt hatte, rückte Moritz 
in Eilmärschen gegen den Kaiser heran, der krank in Innsbruck weilte. 
Nur mit Mühe konnte Karl sich in einer Sänfte über das unwegsame 
schneebedeckte Gebirge nach Kärnten retten. Am Tage vor der Flucht 
hatte er dem gefangenen Johann Friedrich die Freiheit gegeben. 
Tiefgebeugt entschloß sich der Kaiser jetzt zum Frieden. Durch 
seinen Bruder Ferdinand bewilligte er den protestantischen Fürsten 
im Passauer Vertrage, 1552, vorläufige freie Reli¬ 
gionsübung, und auch der Landgraf von Hessen wurde aus 
der Haft eutlaffen. Dann zog Karl für des Reiches Ehre vor die 
preisgegebene Stadt Metz. Aber sie wurde von den Franzosen 
hartnäckig verteidigt, und für lange Zeit, bis 1870, war das wichtige 
Bollwerk verloren. 
§ 161. Der Augsburger Religionssriede. Das Bedürfnis eines 
„für und für ewigen Friedens" drängte zum endlichen Abschlüsse der 
Reichsverhandlungen. So kam es denn zum R e l i g i o n s- r r r 
frieden auf einem Reichstage zu Augsburg. Den An- J-OOD 
Hängern der „Augsburgifchen Konfession" wurde volle Gleichberech¬ 
tigung mit den Katholiken gewährleistet. Die Reichsstände bekamen 
das „Reformationsrecht", d. H. die Befugnis, ihren Untertanen die 
Annahme ihres eigenen Religionsbekenntnisses vorzuschreiben; wurde
	        
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