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persönlich den Majestätsbrief und verhängte Verfolgung und Tod
über die Häupter der böhmischen Protestanten; zahlreiche Güter
wurden eingezogen und verkauft.
§ 187. Die Eroberung der Pfalz. Unter den Verteidigern des
Winterkönigs tat sich neben dem verwegenen Grafen Ernst von
Mansfeld besonders der „tolle Christian" hervor. Dieser
kaum fünfundzwanzigjährige Herzog von Braunschweig,
ein Vetter der vertriebenen Pfalzgräfin, deren Handschuh er am
Hute trug, war ein rauher Kriegsmann. Fürchterlich hausten seine
Banden besonders in Westfalen. Den Dörfern und Städten legte
Christian eine schwere Schatzung, d. h. Steuer auf; konnten sie diese
nicht zahlen, so schritt er zur „Brandschatzung", indem er sie einäschern
ließ. Als Christian auf dem Wege nach der Pfalz bei H ö ch st den
Main überschreiten wollte, wurde er von Tilly völlig geschlagen,
1622. Der Sieger eroberte die ganze Pfalz und zog in die Haupt¬
stadt Heidelberg ein; die kostbare Büchersammlung ihrer Hochschule
sandte Maximilian von Bayern auf fünfzig Frachtwagen nach Rom.
Bei Stadtlohn in Westfalen brachte Tilly dem Braunschweiger
darauf im Sommer 1623 eine neue blutige Niederlage bei?) Für
den Pfälzer war alles verloren, und der Kaifer übertrug die ihm
abgesprochene Kurwürde dem Herzoge von Bayern.
Der Uiedersächfisch-vänische Krieg.
§ 188. Wallenstein. Nun zog der Dänenkönig Christian,
der als Herzog von Holsttzin an die Spitze des niedersächsischen
Kreises trat, gegen den Kaiser das Schwert. Dieser aber fand Hilfe
bei W a l l e n st e i n.
Gerade hundert Jahre später als Luther war Albrecht von
Waldstein oder Wallenstein geboren. Er stammte aus einem böh¬
mischen Adelsgeschlecht und war ursprünglich protestantisch; als
Jüngling hatte er die katholische Religion angenommen. Zu Padua
in Italien, wo er studierte, prophezeite ihm der Sterndeuter Seni
eine glänzende Zukunft. Er selbst glaubte, die Bestätigung dafür in
den Sternen zu erblicken. Das entfachte den Ehrgeiz des taten¬
durstigen Mannes. Die Vermählung mit einer reichen Witwe ver¬
schaffte ihm ein fürstliches Vermögen. Im böhmischen Kriege rüstete
er ein Kürassierregiment aus und befehligte es in der Schlacht am
Weißen Berge. Aus den eingezogenen Gütern der böhmischen
Protestanten kaufte er sich bann große Besitzungen zusammen, die er
zu ber Herrschaft F r t e b l a n b vereinigte. Den „Frieblänber"
nannte man ihn. Dieser mächtige Mann brachte jetzt auf eigene
x) Gedicht: Dro st e-Hüls hoff, „Die Schlacht im Loner Bruch."