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eröffnete ihm nun, man könne die Flotte der Lacedämonier bei Gythium
auf heimliche Weise in Brand stecken und so auf Ein Mal die Seemacht
der Spartaner vernichten. Darauf sagte Aristides in der Versammlung
des Volkes, die Ausführung des geheimen Planes sei zwar für Athen sehr
vortheilhaft, aber zugleich höchst ungerecht. Im Vertrauen zu dem Ge¬
rechtigkeitssinne des Aristides wollten die Athener gar nicht einmal den
Plan des Themistokles erfahren und derselbe unterblieb.
Da es aber dem Aristides nicht an Feinden fehlte, so brachte es end¬
lich Themistokles dahin, daß er durch den Ostracismus (das Scherben¬
gericht) auf zehn Jahre aus Athen verbannt wurde. Aristides war selbst
in der Volksversammlung, in welcher seine Verbannung beschlossen wurde.
Da nahete sich ihm ein Landmann mit der Bitte, er möchte den Namen
„Aristides" auf das Täfelchen schreiben, das zur Aufgabe der einzelnen
Stimmen diente. Aristides nahm das Täfelchen und sprach: ,,Was hat
dir denn Aristides zu Leide gethan, daß du ihn vernrtheilen willst?" Der
Landmann antwortete: „Nichts, ich kenne den Mann nicht einmal; nur
verdrießt es mich, daß man ihn immer den Gerechten nennt." Darauf
schrieb Aristides seinen Namen aus die Scherbe und gab sie dem Manne.
Als er die Stadt verließ, erhob er seine Hände gen Himmel und flehte,
daß doch die Götter nie eine Zeit möchten eintreten lassen, wo die Athener
genöthigt wären, seiner zu gedenken*).
Nach einigen Jahren schon ward Aristides wieder zurückgerufen und
leistete dem Vaterlande große Dienste. Er ordnete mit der größten Un¬
eigennützigkeit die jährlichen Geldbeiträge der Verbündeten und legte die
ganze Bundeskasse in Delos unter dem Schutze des Tempels nieder. Von
diesem schwierigen Geschäft ging der ed'le Mann so arm fort, als er ge¬
kommen war. Er starb so arm, daß er nicht aus eignen Mitteln begra¬
ben werden konnte und seine Töchter mußten vom Staate genährt und
ausgestattet werden.
Sokrates **).
1. Charakterschilderung.
Sokrates wurde im Jahre 469 v. Chr. geboren. Sein Vater war
ein Bildhauer zu Athen, seine Mutter eine Hebamme. Frühzeitig kündigte
sich die hohe und eigenthümliche Bestimmung des Knaben an. Eine Sage
erzählt, daß gleich nach seiner Geburt der Vater einen Orakelspruch er¬
hielt, welcher ihm befahl, den Knaben Alles, was diesem einfiele, thun zu
*) Luc. 23, V. 41.
**) Nach F. Baßler.