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Zweiter Abschnitt.
507—510 Krieg der verbündeten Franken und Burgunder gegen
die Westgothen,a un<1 e deren König Alarich von Chlodovech
gekehrt. "Vgl. Binding 160 t.1 Marius a.a.O.: Eo anno Gundob. resumptis
viribus Yiennam cum exercitu circumdedit captaque civitate fratrem suum
interfecit pluresque seniores ac Burgundiones, qui cum ipso senserant, multis
exquisitisque tormentis morte damnavit: regnumque quod perdiderat, cum eo
quod Godegeselus habuerat, receptum usque in diem mortis suae feliciter
gubernavit, ohne irgend welchen Gebietsverlust, wie es scheint. Auch Greg.
33 sagt: Ipse vero regionem omnem quae nunc Burgundia dicitur, in suo
dominio restauravit. Vgl. auch Petigny II, 479 ff. Was in Gregors detail¬
liertem Bericht über die Einnahme von Yienne (ein aus der Stadt vertriebener
Wasserbaumeister führt Gundobads Heer durch die Wasserleitung in die Stadt,
Godegisel wird in einer Kirche mit dem arianischen Bischof getödtet, eine
bei ihm befindliche Frankenschaar von Gundobad zu Alarich nach Tolosa ins
Exil geschickt) historisch zu verwerten sei, bleibt dahingestellt. Zwischen
Chlodovech und Gundobad kam es bald zu einer freundschaftlichen Annähe¬
rung , wie die Geschichte des westgothischen Krieges beweist und Y. Eptadii
Bouq. in, 380. Junghans 74 n. 1. Gegen Bindings Auffassung dieser
Stelle (188 f.) erklärt sich mit Recht Kaufmann Forschungen X, 1870
p. 391 ff.
507—510 a) Dass dem Kriege2 Reibungen zwischen Chlodovech und Alarich vor-
angegangen sind,3 beweisen die Vermittelungsversuche Theoderichs d. Gr.
(Cassiod. Y. Ill, ep. 1—4). Er rät Alarich zu friedlichen Unterhandlungen
(a. a. 0. ep. 1: non vos parentum fusus sanguis inflammat, non graviter urit
occupata provincia: adhuc de verbis parva contentio est. Der Anlass war also
ein geringfügiger), fordert Gundobad von Burgund zur Vermittelung auf
(ep. 2), sucht auch die übrigen arianischen Germanenkönige zu einem Bunde
1) Dass Godegisel während der kurzen Dauer seiner Herrschaft die katholische Kirche
zu gewinnen suchte, beweist seine durch eine spätere Urkunde bezeugte Gründung eines
Nonnenklosters zu Lyon. Binding 160. Die Urkunde ist vom J. 587 Pard. dipl. n. 196. Er
heisst hier rex Gaudisselus.
2) Ausser den fränkischen Quellen stehen uns westgothische, ostgothische, burgundische
zu Gebote: Isidori hist. AVisig. Bouq. II, 702; Chronologia et series regum Gothorum ebd. 704;
Zusätze zu Victor Tunnunensis. Roncall. II, 356; Cassiodori chron. ed. Mommsen (Rone. II, 236);
Theoderichs des Gr. Briefe bei Cassiod. Varia (opp. ed. Garet. T. I, Bouq. IV, 1 ff.). Ueber die
Chronologie dieser Briefe s. Junghans 150f., Binding n. 699., Jordan, de reb. get. c. 58;
Marii Avent. chron. Rone. II, 405; Vita Caesarii Bouq. III, 384; Aviti epist. 40, 81, 82 (über
ihre Chronologie Binding p. 292) in der Biblioth. Max. Patrum IX. p. 579.588. Auf die
Benutzung der ungenauen und unzuverlässigen Erzählung Procops de bello got. I, 12 ist zu
verzichten. Von den neueren Darstellungen entsprechen nur die musterhaften Untersuchungen
von Junghans 74 —110 und Binding 192—214 strengeren wissenschaftlichen Anforde¬
rungen. Auf Junghans beruht meist Bornhak 226 — 241. Ueber die Früheren s. Bin¬
ding 214 n. 742.
3) Bei Prosperi contin. havniensis finde ich zum J. 498 (Hille p. 31) die auffallende Notiz:
Ann. XIIII Alarici Pranci Burdigalam obtinuerunt et a potestate Gothorum in possessionem
sui redegerunt capto Suatrio Gothorum duce. Dass sich Chlodovech schon damals, wenn auch
nur vorübergehend in den Besitz von Bordeaux gesetzt habe, ist kaum denkbar; die Sprache
in Theoderichs Briefen (s. bes. Ill, 1) würde eine andere sein, die fränkischen und westgothi¬
schen Quellen könnten ein solches Ereignis nicht mit Stillschweigen übergehen. Wahrschein¬
lich ist die Zahl XIIII aus XXIIII verschrieben, obwol Alarich zur Zeit der Einnahme von
Bordeaux nicht mehr am Leben war.