Full text: Annalen des fränkischen Reichs im Zeitalter der Merovinger (Abt. 1)

Periode der Reichsgründung und Eroberung. 481 — 561. 
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Theuderich I. (— 533), Chlodomer (—524), Childebertl. 
( — 558) und Chlotharl. (—561). Residenzen: Metz, Orleans, 
Paris, Soissons.b 
J. 511 starb, zeigt die Unterschrift des Concils katholischer Bischöfe zu 
Orleans. (Junghans 119 n. 2, Petigny II, 555), welches Chi. kurz vor 
seinem Tode berufen hatte. Vgl. Y. Melanii Bouq. III, 395: idem rex in aure- 
lianensi civitate congregavit synodum XXXII episcoporum, quorum in refel- 
lendis haereticorum obiectionibus atque in constituendis catholicae fidei sanis- 
simis sententiis — S. Melanius — enituit. Die Bestimmungen des Concils, 
unterzeichnet 10. Juli 511, in Conciliorum Galliae collectio ed. Sirmondi 
Lutetiae 1629 I, p. 177 ff. Der König hatte also das Recht kirchliche Ver¬ 
sammlungen zu berufen und ihre Beschlüsse zu genehmigen. Ueber die 
damalige Stellung des Klerus im fränk. Reiche vgl. Junghans 129 —138. 
Die bischöfliche Gewalt war bereits stark ausgebildet, doch stand dem Könige 
der niederen Geistlichkeit gegenüber das Bestätigungsrecht zu, vielleicht auch 
bei den Bischöfen, deren Wahl durch die Stadtgemeinden erfolgte. Chlodo- 
vechs Ergebenheit gegen die Kirche zeigen seine Schenkungen1 (Gregor II, 37), 
Kirchenbauten (V. Melanii a.a.O. Greg. II, 43 oben), sein persönliches Verhältnis 
zu hervorragenden Geistlichen (vgl. die VV Remigii, Vedasti, Melanii. Bouq. 
III) u.A. — Chlodovechs Königtum entspricht im Ganzen dem Bilde wie es in der 
lex salica sich zeigt (s. p. 29 f.). Erblichkeit in einem bestimmten Geschlecht, 
indem der Sohn dem Vater folgt; Symbol des langen Haares; das alte Recht 
des Volkes zur Wahl des Königs tritt noch hervor, wo kein erblich Berech¬ 
tigter vorhanden ist, so bei Chlodovechs Uebernahme des ripuarischen Reichs 
(Greg. II, 40 s. o.). Das Volk nimmt an der Entscheidung wichtiger Ange¬ 
legenheiten besonders über Krieg und Frieden teil, indem es in vom König 
berufener Versammlung befragt wird und durch Zuruf seine Meinung zu 
erkennen gibt. (Junghans 122). Nach beschlossenem Kriegszuge entbietet 
der König das Volk zu den Waffen, hält Heerschau auf dem Märzfeld (Greg. 
II, 27 doch s. oben den Anhang p. 30), übt als Heerführer eine ziemlich unbe¬ 
schränkte Gewalt aus, die nach beendetem Krieg aufhört. (Bei Verteilung 
der Beute hat er nicht mehr Anspruch als jeder Volksgenosse Greg. II, 27). 
Die alte Auffassung des Königtums als einer schützenden Gewalt (s. p. 30) 
zeigt sich in Chlod. Worten an die Ripuarier (s. oben p. 44 h). Von königlichen 
Beamten wird nur der Graf erwähnt. Die eroberten Gebiete werden der 
persönlichen Gewalt des Königs untertan (suis ditionibus vgl. Greg. H, 27. 
30. 37. 40 u. a.), das Volk behält jedoch sein altes Recht und wechselt nur 
die Person des Herrschers. Hinsichtlich der römischen Bevölkerung s. o. 
p.34. — Ueber Chlodovechs gesetzgeberische Tätigkeit (Zusätze zur lex salica, 
s. den längeren Prolog oben p. 27 f.), die man in seine letzten Jahre (508—511) 
zu setzen hat, vgl. v. Sybel Jahrb. d. Ver. v. Altertumsfr. i. Rheinl. IV, 79—87, 
Waitz d. a. R. 81 ff., der mit Recht hervorhebt, dass an ein wirkliches Um¬ 
arbeiten des ursprünglichen Textes der 1. s. durch Chlod. nicht zu denken ist. 
b) Greg. DI, 1: Defuncto igitur Chlodovecho rege IV filii eius, id est 
Theudericus (s. z. 492), Chlodomeris, Childebertus atque Chlotacharius regnum 
1) Wenn sich Junghans 131. 137 auf die Urkunde bei Pardessus dipl. I, 57 (n. 87) 
beruft, so ist dem entgegenzuhalten, dass auch gegen die Echtheit dieses Diploms begründete 
Zweifel gestattet sind.
	        
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