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Anhang.
halt der Knechte und Mägde1 verbraucht worden war, übrig blieb, ward ent¬
weder verkauft oder als Vorrat auf gehäuft, je nach der Bestimmung des
Königs.2 Die genaueste Buchführung über die Yerwendung der Erträge war
vorgeschrieben,3 desgleichen Berichterstattung an den König in allen wichtigen
Angelegenheiten.4 Streng verboten war den Amtleuten, die Arbeitskraft der ihrer
Aufsicht unterstellten Hörigen zu eignem Yorteil auszubeuten, Frondienste von
ihnen zu fordern oder gröfsere Geschenke von ihnen anzunehmen.5 — Eine Auf¬
zeichnung und Beschreibung aller seiner Güter, sowohl der zu Lehen vergabten,
wie der noch im Eigenbesitz befindlichen, ordnete Karl d. Gr. im Jahre 811 an.6
Das Königsgut mehrte sich durch Eroberung und Konfiskationen. In den
eroberten Brovinzen, namentlich in denen, Avelche dem Bei che als Marken dien¬
ten, galt Grund und Boden durch das Recht der Eroberung als Eigentum des
Königs. Die Bevölkerung ward, soweit sie nicht ausgerottet war oder flüchtig
das Land verlassen hatte, dem König gegenüber in den Stand der Hörigkeit
herabgedrückt; neue Ansiedler fanden nur mit Erlaubnis des Königs Aufnahme
und waren ihm für das zum Anbau überwiesene Land zum Lehndienst ver¬
pflichtet.7 In Italien gingen die Besitzungen der langobardischen Könige, in
Bayern die grofsen Liegenschaften des agilolfingischen Hauses als Krongut in
den Besitz der Karolinger über, in Sachsen müssen ähnliche Erwerbungen durch
ausgedehnten Gebrauch des Konfiskationsrechtes gemacht worden sein. Yon
geringerer Bedeutung war der Zuwachs, den das Krongut durch Schenkungen,
namentlich letztwillige Verfügungen erhielt.8
b) Tributzahlungen wurden wiederholt unterworfenen Völkern auf¬
erlegt: so mufste der Herzog von Benevent sich zu einem jährlichen Tribut von
7000 Solidi verpflichten,9 auch von verschiedenen slawischen Völkerschaften
wurde Tribut erhoben, doch sagen die Quellen nicht, in welcher Höhe es
1) c. 31: TJt hoc, quod ad provendarios (d. h. solche, die ihren Lebensunterhalt von der Arbeit im
Dienste des Herrn erwarben) vel genitias (yvyatxsla, Arbeitsräume für die Frairen) dare debent, simili modo
unoquoque anno separare faciant —.
2) c. 33: Post ista omnia segregata et seminata atque peracta, quicquid reliquum fuerit, exinde de omni
conlaboratu usque ad verbum nostrum salvetur, quatenus secundum iussionem nostram aut venundetur aut servetur.
3) c. 55: Volumus, ut quicquid ad nostrum opus iudices dederint vel servierint aut sequestraverint, in
nnn breve conscribi faciant, et quicquid dispensaverint, in alio; et quod reliquum fuerit, nobis per brevem
innotescant.
4) Vgl. c. 13. 67. 69.
5) c. 3: TJt non praesumant iudices nostram familiam in eorum servitium ponere, non corvadas (frz.:
corvee, Frondienst), non materia (Holz) cedere nec aliud opus sibi facere cogant, et neque ulla dona ab ipsis
accipiant, non caballum, non bovem, non vaccam, non porcum, non berbicem, non porcellum, non agnellum nec
aliam causam, nisi buticulas (frz. bouteille) et ortum (Gartenerträge), poma, pullos et ova.
6) Cap. de iust. fac. c. 7 Leg. S. H, I, 177: TJt non solum beneficia episcoporum, abbatum, abbatis-
sarum atque comitum sive vassallorum nostrorum, sed etiam nostri fisci describantur, ut scire possimus,
quantum etiam de nostro in uniuscuiusque legatione habeamus.
7) Vgl. Waitz IV, 136 f.
8) Waitz IV, 140.
9) S. Annalen, Abt. H, l,r_97 zu 787», S. 108 zu 788a, S. 198 zul812d.