Full text: Ergänzungsheft für Ost- und Westpreußen (Erg.-H., [A], 4)

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gestiftet worden. Veranlassung zu dieser Stiftung gaben Bürger aus 
Lübeck und Bremen, welche als Pilger und in Handelsgeschäften nach 
Palästina gekommen waren. Als diese Bürger ihre durch Hunger und 
Krankheit heimgesuchten deutschen Landsleute im Lager vor Akkon 
sahen, gingen sie nach ihren Schiffen, nahmen die Segel und er¬ 
richteten Zelte zu Lazaretten, um ihre leidenden Landsleute darin zu 
pflegen. Gerührt von der Handlungsweise dieser Bürger, traten 
ungefähr vierzig deutsche Ritter im Lager zusammen, um einen 
Orden zur Pflege der Kranken und zur Bekämpfung der Ungläubigen 
zu bilden. So entstand der „Deutsche Ritterorden" oder der Orden 
der „Brüder deß deutschen Hauses unserer lieben Frauen Maria zu 
Jerusalem". Den letzten: Namen erhielt er von einem Hause, 
welches der Sage nach der heiligen Anna, der Großmutter Jesu, 
vormals gehörte. In diesem Hanse soll Maria geboren sein und 
später nach der Himmelfahrt Jesu auch bis zu ihrem Tode gewohnt 
haben. Der Orden bestand nur aus Mitgliedern der deutschen Nation. 
Die Tracht der Brüder, die auch „Kreuzherren, Marienritter, Gottes¬ 
ritter, Kreuzträger" genannt wurden, war ein weißer Mantel mit 
einem schwarzen Kreuze. 
2. Dieser Deutsche Ritterorden wurde nun zum Kampfe gegen 
die heidnischen Preußen gerufen. Der Herzog Konraö von Masovien 
entsagte feierlich für sich und seine Nachfolger jedem Ansprüche 
auf alles Land, welches der Orden den alten Preußen abge¬ 
winnen würde. Der deutsche Kaiser, wie auch der Papst, erteilten 
dem Orden ihre Zustimmung und Erlaubnis zur Eroberung Preußens. 
Darauf erhielt der Landmeister Hermann Balk den Auftrag, als Stell¬ 
vertreter des Hochmeisters „getrost und unverzagt in das Land zu 
ziehen, welches der Herr, ihr Gott, ihnen verheißen habe". Mit dem 
Kreuze für den Glauben und mit dem Schwerte zur Eroberung kam 
Hermann Balk mit dreißig Rittern und Ordenskriegern nach Preußen. 
Zu 40. Eroberung Preußens durch die Ordensritter. 
1230 1283. 
1. Im Frühjahre 1231 überschritt Hermann Balk die Weichsel, setzte 
sich im Kulmerlaude fest und begann von Thorn ans einen Eroberungs¬ 
krieg, der dreiundfünfzig Jahre gedauert hat. Die alte Burg Thorun 
ließ Balk erweitern und erneuern, und um die Mauern der Ritter¬ 
burg die erste deutsche Stadt, Thorn, d. i. Thor nach Preußen, 
auf preußischem Boden bauen. Während die Einwanderer sich im 
Gebiete von Thorn ausbreiteten, zog Balk mit den streitbaren Mann¬ 
schaften des Burggrafen von Magdeburg, der ihn mit fünftausend 
waffenfähigen Pilgerbrüdern und einer Schar deutscher Auswanderer 
begleitete, von Thorn die Weichsel hinab bis an die alte Preußenburg 
(Söhnen ober Chulmo, von welcher der ganze Landstrich den Namen
	        
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