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Zu 99. Die Provinz Preußen.
1. Durch Me beiden Friedensschlüsse zu Paris erhielt Preußen
von seinen ehemaligen polnischen Besitzungen Danzig und Thoru und
einen Teil von Groß-Polen unter dem Namen das „Großherzogtum•
Posen" zurück. Ganz Westpreußen war jetzt wieder preußisch, und das
eigentliche Preußenland hatte wieder den Umsang, den es unter
der Ordensherrschaft vor 1466 gehabt hatte.
2. Ost- und Westpreußen gehörten jedoch nicht zu dem „Deutschen
Bunde", der zur Bewahrung der Unabhängigkeit und Sicherheit
Deutschlands gestiftet worden war. Erst 1848, bei Eröffnung der
deutschen Nationalversammlung zu Frankfurt am Main, wurde unser
Land in diesen Bund ausgenommen. 1824 wurde Ostpreußen mit West¬
preußen zu einer Provinz vereinigt und der Sitz des Ober-Präsidiums
nach Königsberg verlegt. Als Symbol einer glücklichen Zukunst der
Provinz Preußen nach den Freiheitskriegen stieg das altehrwürdige
Hochmeisterschloß in Marienburg iu verjüngtem Glanze aus seinem
Schutte hervor.
3. Unvergeßlich werden uns die Worte bleiben, die König Friedrich
Wilhelm IV., umgeben von Tausenden, am 10. September 1840 bei
der Huldigung in Königsberg, die Rechte gen Himmel erhoben, sprach:
„Und ich gelobe vor Gottes 2lnge]icht und vor diesen lieben Zeugen
allen, daß ich ein gerechter Richter, ein treuer, sorgfältiger, barmherziger
Fürst, ein ^christlicher König sein will, wie Mein unvergeßlicher Vater
es war. Ich will Recht und Gerechtigkeit mit Nachdruck üben ohne
Ansehen der Persern. _ Ich will das Beste, das Gedeihen, die Ehre
aller Stände mit gleicher Liebe nmsassen, pflegen und fördern".
Zu 106. Unsere Eisenbahnen und unsere Schiffahrt.
1. Durch die Anlegung der Eisenbahnen und Telegraphenver-
bindungen, welche jetzt Ost-^ und Westpreußen nach allen Richtungen
hin durchkreuzen, wurden diese Provinzen mit allen civilisierten Ländern
in Verbindung gesetzt. Der König Friedrich Wilhelm IV. sagte über
die Oftbahn: „^sch betrachte die Ostbahn als eines der größten Werke
meiner Regierung". Die sür unmöglich gehaltenen Überbrückungen der
Weichsel bei Dir sch au und der Nogat bei Marienburg, durch riesige
Eisenbahnbrücken, erregen noch jetzt die Bewunderung von ganz Europa.
Auch die Brücken bei Thoru und Grandenz sind merkwürdige Bau*
werke und Zeugnisse deutschen Gewerbefleißes in der Gegenwart.
, -• 1828 besuhr zum ersten Male ein Dampsboot das Frische
Haff und machte die Reise von Elbing nach Königsberg. Ab¬
gesehen^ von den Seefahrten der Dampfer nach England, machen jetzt
Dampfschiffe in kurzen Zwischenräumen Fahrten von Danzig nach
Elbing und Königsberg. Die große, in ihrer Art einzige Wasser¬
straße, der „Elbing-Oberlündische Kanal", wurde von dem Baurat