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Noch aber ist der Heiden Zahl nebst der der Jünger Mohameds und der
Zerstreuten aus Israel fast dreimal so groß, als die der Christen, und welche
Bollwerke des Satans sind noch zu überwältigen, bis jene herrliche Zeit erscheint!
Ja, wenn noch die ganze Christenheit ein Missionsvolk wäre! Aber
Unzählige, die sich Christen nennen, sind lau und kalt und feindselig dem heiligen
Werk gegenüber, das Christi Ehre und das Heil der Welt fördern will. Kein
wahrer Menschenfreund kann bei dieser großen Liebesarbeit unbetheiligt bleiben; wie
viel weniger darf, wer sich für einen Jünger Jesu hält, ihr seine lebendige
Theilnahme versagen, sich weigern, sie durch Opfer, Arbeit und Gebet zu
unterstützen!
Desgleichen darf ein Menschenfreund, geschweige ein wahrer Christ,
der inneren Mission nicht fremd stehen. Sie hat zum Ziel, das heidnische
Wesen innerhalb der Christenheit auf dem Wege evangelischer Belehrung
und Vereinigung zu bekämpfen und auszurotten, und der sittlichen Verkommen¬
heit, der Armut, dem Elende aller Art zu steuern. Sie bildet Enthalt-
samkeits-, Erziehungs-, Jünglings vereine, Vereine zur Verbreitung
guter Schriften, Gefängnißgesellschaften; sie stiftet Rettnngs-,
Kranken-, Armenhäuser, Asyle zur Besserung entlassener Sträflinge, Dia¬
konen- und Diakonissen-Anstalten, Kleinkinder-, Armen- und Sonn¬
tagsschulen; sie sucht die in der Zerstreuung (Diaspora) lebenden Glau¬
bensgenossen auf, bringt ihnen christliche Erbauung, und sammelt sie zu
kirchlichen Gemeinden, während die Gustav-Adolfs-Vereine bemüht sind,
ihnen Kirchen und Schulen, Prediger und Lehrer zu geben. Sowohl die innere,
als die äußere Mission schließen sich enge an die Bibelgesellschaften und an di'e
seit 170!) entstandenen Traktatgesellsch asten an. Alle diese christlichen
Vereinigungen sind unwidersprechliche Zeugnisse, daß in der evangelischen Kirche
der Geist des Herrn wieder mit Macht wehet und waltet. Und du sollst diesem
Zuge des heiligen Geistes nicht widerstreben, sondern fragen: „Herr, was willst
du, daß ich thun soll?" und mit willigem Herzen auf seine Antwort lauschen.
Denk' nicht mit Kain: „Soll ich meines Bruders Hüter sein?" — Bist
du ein Christ, bist du aus Gott geboren, so liebst du die alle, für welche der
Sohn Gottes sein Blut vergossen hat, als deine Bruder und freuest dich mit dem
guten Hirten über jeglichen Sünder, der Buße thut, und stimmest von Herzen ein
in den Lobgesang auf die göttliche Nächstenliebe, den St. Paulus erhebt in sei¬
nem ersten Briefe an die Korinther am Dreizehnten. Dem denke nach!
231. Ich sende euch!
Matth. 10, 16-20.
1. Ich sende euch; geht hin, ihr meine Zwölfe,
erobert mir die Welt,
ich sende euch wie Schafe unter Wölfe,
wehrlos zieht ihr ins Feld;
doch wandelt muthig eure Bahnen,
ihr ziehet mit geweihten Fahnen;
steht wider euch des Satans ganzes Reich:
ich sende euch!