Full text: Lesebuch für ländliche Fortbildungsschulen sowie für landwirtschaftliche Winter- und Ackerbauschulen

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J. Vom Ackerbau. 
bringt eine unzählige Menge von Blüten, Früchten und Samen her— 
vor. So sind z. B. eine ganz erkleckliche Anzahl von Blütensternen 
in den Dolden der Hundspetersilie vereinigt. Beim Kreuzkraut zählen 
die Blüten, die in einem einzigen Körbchen stehen, nach Hunderten. 
Und wieviel Blütenkörbchen hat die Pflanze! Viele andere Unkraut— 
pflanzen, Wolfsmilch und Wegerich und all' die Lippenblüter blühen 
das ganze Jahr hindurch und reifen auch fast das gauze Jahr hindurch, 
von der Schneeschmelze bis zum ersten Schneefall, hre Samen. Dazu 
sind die Samen recht vieler Unkräuter mit vortrefflichen Einrichtungen 
zur Verbreitung und Eindeckung versehen, so daß gar viele zur Keimung 
und Entwicklung kommen. Die Samen mancher tragen Federkronen. 
Der Storchschnabel schleudert seine Samen aus. Viele Fruchte werden 
von Tieren verbreitet u.s. w. Die des Reiherschnabels bohren sich in 
den Boden ein. Die Früchte des Kreuzkrauts haften am Boden, so— 
bald sie feucht werden. Und wenn selbst der größte Teil der ausge⸗ 
streuten Unkrautsamen zu Grunde ginge, so würden immer noch genug 
zur Keimung kommen, um der Entwicklung der Pfleglinge des Menschen 
zu schaden. Die meisten Unkräuter sind auch äußerst zählebige Ge— 
sellen. Kein Platz ist ihnen zu schlecht und zu hart. Sie gedeihen 
selbst auf den haͤrtesten Böden. Und wenn sie unter die Fuͤße ge⸗ 
treten werden, so schadet ihnen das nichts. Sie richten sich wieder auf 
und wachsen weiter. Sie sind — vielleicht gerade durch diese Be— 
handlung — abgehärtet und haben eine rauhe Natur angenommen. 
Selbst den Unbilden der Witterung trotzen viele von ihnen. Sie über— 
stehen die Sommerdürre gleicherweise wie des Winters grimme Kälte: 
sie sind zeitlose Pflanzen. Die meisten von ihnen pflanzen sich bloß 
durch ihre Samen fort, manche aber außerdem noch durch unter— 
irdische Wurzelausläufer. Man teilt sie daher gewöhalich ein 
in Samen- und Wurzelunkräuter. Und die letzteren sind die 
schlimmsten. 
Vvom Feldbau. 
146. Die Halmfrüchte. 
1. Die Halmfrüchte liefern uns in ihren Körnern unser Haupt⸗ 
nahrungsmittel, das tägliche Brot. Sie sind uns also unentbehrlich; 
ja, sie sind ein Segen des Himmels, um den wir flehen, wenn wir 
beten: „Unser täglich Brot gieb uns heute!“ Unter Korn versteht man 
die landesübliche Brotfrucht: Roggen imm Osten und Norden von Europa, 
Weizen in West- und Mitteleuropa, Hafer in den Gebirgsgegenden, 
Mais in Südeuropa, Amerika und einem großen Teil von Asien, Reis 
im übrigen Europa und Asien. Die Getreidekörner sind aber auch ein 
gutes Futter für das Vieh und liefern außerdem das Rohmaterial zu 
mancherlei wichtigen Fabrikaten, Bier, Stärke und Spiritus. 
In letzter Zeit liefert das Ausland (Amerika, Rußland, Ungarn 
u. s. w.) Getreide zu billigen Preisen. Da möchte manchem der
	        
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