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möglichst nahe an die feindlichen Schiffe heran, um sie dann abzuschießen; doch 
lassen sich diese Fahrzeuge mit Erfolg nur an der Küste oder in der Nähe großer 
Schiffe und im Schutze der Nacht gegen den Feind verwenden. 
Die Schulschiffe sind wegen ihrer veralteten Konstruktion ohne jeden Wert 
für den Krieg, besitzen keine Panzerung und finden nur zu Übungszwecken Ver- 
Wendung. Endlich giebt es noch eine Anzahl Spezialschiffe, zu denen die 
Kaiserliche Jacht „Hohenzollern " gehört (s. Bild auf S. 234!). 
Die Reichskriegshäfen sind Kiel mit Friedrichsort und Wilhelmshaven. 
Von geringerer Bedeutung sind die befestigten Häfen von Swinemünde, Danzig 
(mit Neufahrwasser und Weichselmünde), Pillan und Memel. Die Wesermündung 
wird durch Panzerbatterien und Panzertürme bei Bremerhaven, die Elbe durch 
Batterien bei Cuxhaven geschützt; neu sind die Küstenwerke bei Brunsbüttel und 
auf Helgoland. 
4. Das Signal- und Rettungswesen zur See. 
i, Den größten Gefahren sind die Schiffe in der Nähe der Küsten ausgesetzt. 
Dort köuueu sie, zumal in flachen Meeren, leicht auf Sandbänke oder Felsenriffe 
geraten. Darum sind in solchen Meeren die Fahrstraßen der Schisse durch Signale 
bezeichnet. Solche sind: Leuchttürme, Feuer- oder Leuchtschiffe, Baken und 
Tonnen oder Bojeu. Auch werden an bestimmten Stationen vor den Fluß- 
Mündungen Lotsen abgegeben, welche die Schiffe sicher durch die Untiefen 
hindurch leiten. 
Trotz aller Borsichtsmaßregeln ist doch manches Schiff dem Untergange ge- 
weiht. Um die Menschenleben solcher Fahrzeuge zu retten, hat sich 1865 die 
„Deutsche Gesellschaft zur Rettung Schiffbrüchiger" gebildet, deren 
Schutzherr Kaiser Wilhelm II, ist. Sie besaß im Jahre 1900: l 16 Rettungsstationen 
auf der ganzen deutschen Meeresküste von Emden bis Memel, 44 an der Nord- 
und 72 an der Ostsee. Zu deu Geräten der Rettungsstationen gehören Rettnngs- 
boote, welche nie untersinken und sich beim Umwerfen selbst wieder aufrichten, 
Raketenapparate, die bis auf 400 m Entfernung die Verbindung der Küste 
mit dem gestrandeten Schiffe herstellen, indem durch eine Art Geschütz eine Leine 
hinüber geworfen wird. Mit Hilfe dieser Leine ist es möglich, ein starkes Seil 
zwischen Schiff und Küste zu ziehen, an dem der Rettungskorb hin und her be- 
wegt werden kann. 51 Stationen waren 1900 ausgerüstet mit Boot und Raketen- 
apparat (sogen. Doppelstationen), 49 waren Boots- und 16 Raketenstationen. 
Dem edlen Rettungswerke dienten 1900 61 Bezirksvereine mit 53558 Mit¬ 
gliedern, die sich über ganz Deutschland verteilen; außer ihren Jahresbeiträgen 
von über 151000 Jl konnten sie aus den an vielen Orten ausgestellten Sammel- 
schiffchen ca. 24000 Ji, als Jahressammlung dem schönen Werke opfern. 
In den 35 Jahren ihres Bestehens hat die Gesellschaft durch ihre Rettungs- 
stationen 2510 Menschen das Leben gerettet und sich hierdurch den Dank der 
Menschheit verdient.
	        
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