Propertius und Tibullus (Elegiendichter), der Fabeldichter Phä-
drus; ferner Ovid(ius) Naso (f 18 n. Chr. in der Verban¬
nung zu Tonn am schwarzen Meer), der Dichter der Metamor¬
phosen (d. i. Verwandlungen, eine Götterlehre in Versen).
In der Prosa wurde besonders die Geschichtschreibung
und die Redekunst gepflegt. Die wichtigsten Geschicht¬
schreiber sind: der berühmte Cajns Julius Cäsar („gallischer
Krieg" und „Bürgerkrieg"); Cornelius Nepos, geb. um 90
v. Chr. („Lebensbeschreibungen"), Sallustius („Catilinarische
Verschwörung"; „Jugurthinischer Krieg"), vor allem aber Titus
Livius, t 17 n. Chr. („Römische Geschichte"; noch 35 Bücher
von 142 sind vorhanden). Der berühmteste Redner und Schrift¬
steller über Redekunst und Philosophie ist Marcus Tullius
Cicero, f 43 v. Chr. (Reden gegen Catilina, gegen Antonius
rc.; Schriften „über das Greisenalter", „über die Freundschaft",
„über die Pflichten").
2. Hand in Hand mit der Ausbreitung der Macht und
Größe des römischen Reichs ging die Zunahme der Entsitt¬
lichung. Die Optimalen und Ritter hatten sich in den nnsichern
Zeiten der Manischen Proskriptionen durch billigen Auskauf
von Ackern und Häusern der Geächteten ungeheure Reichtümer
erworben. Der Triumvir Crassns z. B. vermehrte sein Ver¬
mögen auf etwa 90 Millionen Mark; manche Familien hielten
Tausende von Sklaven. Licinins Lucullus gab Gastmähler,
deren eins 50 — 80 000 Mark kostete. Ähnlichen Schwel¬
gereien huldigten Antonius und Kleopatra in Ägypten. Die
Reichtümer erwarb man sich besonders durch Bedrückung und
Aussaugung der Provinzen. Berüchtigt ist dadurch Verres,
der Quästor in ©teilten, welchen der Redner Cicero wegen
seiner Erpressungen verklagte. Die Zahl der schwersten Ver¬
brechen nahm zu, besonders die der Giftmorde, der Unter¬
schlagungen von Staatsgeldern it. a. „Alles in Rom ist käuf¬
lich, selbst die Stadt, wenn sich ein Käufer findet", spottete
Jngnrtha. Die in Armut versunkene Masse des Volkes war
für Geld zu allem bereit, so stets zum Verkauf der Wahlstimme.
Ihr Sinu stand nur auf den Genuß des Augenblicks, auf Brot
und Spiele (panem et circenses).
3. Immer größer wurde die Gleichgültigkeit gegen die
von den Vätern überkommene Religion, teils durch die Be¬
kanntschaft mit der griechischen Philosophie, teils durch das
massenhafte Eindringen fremder Kulte. Unaufhaltsam ging das
Heidentum seiner Auflösung entgegen. Nirgends bot sich eine
Befriedigung der tiefsten Sehnsucht des menschlichen Herzens,
nicht in der Wissenschaft und Kunst Griechenlands, wo schließ-