Full text: Vaterländische Geschichte

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Du sollst den Stahl in Feindesherzen tauchen: 
Die Saat ist reif; ihr Schnitter, zaudert nicht! 
Friedrich Wilhelm schloß mit Kaiser 
Alexander ein Bündnis zur Befreiung 
Deutschlands uud erkürte an Frankreich 
ben Krieg. Alsdann erließ er am 17. März 
den „Aufruf au mein Volk/' in welchem 
es hieß: „Es ist ber letzte entscheidende 
Kampf, ben wir bestehen für unsere Un¬ 
abhängigkeit, unsern Wohlstanb. Keinen 
anbern Ausweg gibt es, als einen ehren¬ 
vollen Frieben ober einen ruhmvollen Unter¬ 
gang." Znr Auszeichnung für bie Helben 
stiftete er bas Eiserne Kreuz unb gab 
ben Wahlfpmch ans: „Mit Gott für 
König unb Vaterland." Darauf würbe 
ganz Preußen ein Kriegslager. 
Arndt, Riickert, Schenkendorf. 
Deutsche Dichter aber feuerten bas Bolk'^ 
zum heiligen Kampfe an. So fang Ernst Moritz Arnbt: 
Aus zur Rache! 
Erwache, edles Volk, erwache! 
Erhebe lautes Kriegsgeschrei! 
Laß in Tälern, laß auf Höhen 
Der Freiheit stolze Fahnen wehen! 
Die Schandeketten brich entzwei! 
Scheukenborf, ber selbst mit gelähmtem Arm in ben heiligen Kampf 
zog, rief bem Landsturm begeistert zu: 
Die Feuer sind entglommen Das Land ist aufgestanden 
Ans Bergen nah und fern, Ein herrlich Osterfest 
Ha, Windsbraut, sei willkommen, Ist frei von Sklavenbanden, 
Willkommen, Sturm des Herrn! Die hielten nicht mehr fest. 
Durch zahlreiche Lieber biefer Dichter witrben die Gemüter des deutschen 
Volkes so entzündet, daß die Flammen der Begeisterung für die Befreiung des 
Vaterlandes immer höher emporfchlugen. 
69. Opferwilligkeit der deutschen Drmmimelt. 1813. 
Prinzeft Marianne. Zur Zeit der Erhebung Preußens gegen die 
Franzosen bildeten sich Frauenvereine zur Unterstützung der Krieger, zur 
Pflege der Verwundeten unb zur Sammlung von Liebesgaben. An ber Spitze 
biejer Vereine ftanb Prinzeß Marianne, bie Gemahlin von Prinz Wilhelm, 
bem jüngsten 93ruber bes Königs. Acht anbere Prinzessinnen bes königlichen 
Hauses hatten sich ihr angeschlossen. 
Edle Frauenherzen. Eine junge Frau, bereu Mann als Freiwilliger 
eintrat, gab ihren Brantfchmuck mit ben Worten hin: „Gold uub Schmuck 
biirfen für eine preußische Bürgerin keinen anbern Wert haben als ben, es 
bem Vaterlaube zum Opfer zu bringen/' Eine junge Witwe fciubte ihre 
goldene Kette ein und schrieb: „Ich will ungenannt fein; denn ich bringe 
diese Kleinigkeit nur zu meiner Freude, nicht zur Schau für andere dar." 
Als eine Jungfrau ein Paar goldene Ohrringe hingab, schrieb sie: „In dem 
Augenblicke, wo es gilt, für den König und das Vaterland zu handeln, ist es 
schmerzhaft, feine Reichtümer zu besitzen. Möge eine jede Tochter des 
Ernst Moritz Arndt.
	        
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