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beiseit legten und zu plündern ansingen, so fiel ein Hinterhalt über
sie her und brachte ihnen eine gänzliche Niederlage bei. Konradin
wurde auf der Flucht mit seinem Freunde Friedrich v. Östreich ge¬
fangen und an Karl v. Anjou ausgeliefert. Dieser stellte ihn vor
ein Gericht, das ihn aber frei sprach. Nur der knechtische Kanzler
Robert v. Bari erklärte ihn des Todes schuldig. Darauf hin befahl
Karl seine Hinrichtung. Das Todesurtheil wurde Konradin vorge¬
lesen, als er mit seinem Freunde Friedrich beim Schachspiel saß.
Gefasst bereitete er sich zum Tode vor. Barfuß und in Hemdärmeln
bestieg er das Schaffot. Robert v. Bari verlas das Todesurtheil
und zerbrach den weißen Stab. Da sprang, so wird erzählt, Graf
Robert v. Flandern aus und rief ihm mit drohend geschwungenem
Schwerte zu: „Wie kannst Du, feiger Schurke, einen so herrlichen
Ritter zum Tode verurtheilen?" Konradin umarmte seinen Freund,
befahl seine Seele Gott und legte geduldig sein Haupt auf den
Block mit den Worten: „O Mutter, welchen Schmerz bereite ich
Dir!" Dann empfing er den Todesstreich. Friedrich schrie auf in
namenlosem Schmerze, und das Volk zerfloss in Thränen. Nur der
steinerne Anjou stand kalt und herzlos hinter dem Fenster und sah
mit Befriedigung das Ende des letzten Hohenstaufen. Auch Friedrich
v. Ostreich und andre Freunde Konradins wurden hingerichtet. (1268.)
Karls Reich hatte aber keinen Bestand. Sein unbarmherziger
Druck und die Willkür seiner französischen Soldaten veranlasste die-
sicilianische Vesper, durch die 1282 in einer Nacht (von
dem Vesperläuten an) alle Franzosen aus Sicilien ermordet und
die Bewohner von dem Joch der Fremdlinge befreit wurden. Die
Insel kam an Manfreds Schwiegersohn Peter v. Arragonien.
fragen: Woran ging das Geschlecht der Hohenstaufen zu Grunde?
— Wodurch war das Interregnum eine schreckliche Zeit? — Welche Um¬
stände brachten unter Jnnocenz HI. das Papstthum zur höchsten Macht¬
entfaltung? „Konradin" v. Schwab!
45. Die Kultur des Mittelalters.
1. Das Ritterthum. Die Hauptstütze der Fürsten bei
Kriegen waren die Ritter mit ihren Mannen. Sie kämpften zu
Ross und zu Fuß. Brust und Rücken schützte der Panzer, das
Haupt ein Helm, das Gesicht ein Visir; Beine und Arme hatten
Schienen. An der Seite hing das Schwert; die Hand schwang die
Lanze; ein Schild war die Schutzwasfe. Die Füße schmückten goldne
Sporen; der Schild hatte irgend ein Thierbild als „Wappen", der
Helm ein Zierrrath als Kleinod. Die Ritter mussten eine lange Schule
durchlaufen. Vom 7. Jahre ab dienten die Edelknaben bei einem
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