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die Unzufriedenheit des Volkes zu bedrohlicher Höhe gestiegen. Nach¬
dem Karl, der Eisenkopf, Stralsund vergebens zu halten versucht hatte,
schiffte er sich nach Schweden ein und fasste ungebeugt neue Pläne.
Durch feinen Günstling, den Grafen Görtz, verhandelte er mit
Russland über den Frieden, den Dänen aber wollte er Norwegen
entreißen. Als der erste Einsall mißglückte, erneuerte er ihn im
nächsten Jahre. Die Festung Friedrichshall sperrte seinen Weg ins
Innere und muffte darum zuvor genommen werden. Schon waren
die Laufgräben eröffnet, als der König des Abends, da er sich bei
der Besichtigung über die Brustwehr lehnte, von einer Kugel aus der
Festung in den Kops getroffen und augenblicklich getödtet wurde
(1718). Im Frieden verlor Schweden die Ostseeprovinzen an
Russland, Vorpommern an Preußen, das gottorpische Schles¬
wig und den Sundzoll an Dänemark, Bremen und Verden an
Hannover, und damit war seine Macht und Größe dahin.
9. Peters Ende. Peter fuhr unermüdlich fort, sein Land
und Volk zu heben. Vielen Kummer machte ihm sein ungerathener
Sohn Al ex ei, der nach allerlei staatsgefährlichen Vergehen zum
Tode verurtheilt ward, aber vor der Vollstreckung des Urtheils mit
Reue über sein abscheuliches Betragen starb. Schwere körperliche
Leiden trübten des Czaren letzte Jahre. Er verschlimmerte seinen
Zustand durch den unmäßigen Genuss geistiger Getränke. Eine
Erkältung im Wasser beim Flottmachen eines auf den Sand ge¬
laufenen Schiffes zog ihm den Tod zu (1725). Seine Gattin
Katharina I. hatte er zu feiner Nachfolgerin bestimmt, überhaupt
durch einen Ukas (Verordnung) festgesetzt, dass jeder Czar seinen
Nachfolger bestimmen solle. Mit Peter dem Großen ist Russland
in die Reihe der Kulturstaaten eingetreten.
Fragen: Worin liegt Peter's Größe? — Worin Karl's Unglück?
— Vergleichung der beiden nordischen Herrscher!
1700: Preuß. Kronvertrag. Schlacht an der Narwa. Zinzendors.
Franke's Waisenhaus in Halle.
71. Friedrich II., der Große.
1740- 1786.
1. Seine Jugenderziehung. Friedrich II. hat Preußen
zu einer Großmacht erhoben und dem ganzen Zeitalter seinen Namen
und Charakter gegeben. Bei der Strenge seines Vaters und der
Grundverschiedenheit ihrer Neigungen musste Friedrich in seiner
Jugend eine schwere Schule durchmachen, in der aber die Kraft des