Full text: Preußische Geschichte für Elementarschulen

— 14 — 
Friedrich Wilhelm war sehr derb und von großer Ent¬ 
schiedenheit des Charakters. Er verlangte strengen und 
blinden Gehorsam. Der geringste Widerspruch, der kleinste 
Ungehorsam reizte ihn zu einer solchen Heftigkeit, daß er 
seinem Unwillen nicht selten durch Stockprügel, Fanstsckläge 
und Fußtritte Luft machte. 
Für die Wissenschafren hatte dieser König keinen Sinn, 
ja, er verachtete sie, sowie Alle, die sich ihnen widmeten. 
Allein für die Ausbildung des niedern Volkes verwandte 
er viele Tausende. Unter seiner Regierung wurden über 
1800 Schulen neu gegründet und viele vorhandene ver¬ 
bessert. Die Hauptsorge des Königs war aber auf die 
Vermehrung und Vervollkommnung seines Heeres gerichtet. 
Er schuf ein großes, ausgezeichnetes Kriegsheer, wobei ihn 
der Fürst Leopold vou Dessau, gewöhnlich der alte Dessauer 
genannt, der erfahrenste Kriegsmann der damaligen Zeit, 
nach Kräften unterstützte. Vorzüglich merkwürdig war das 
weit und breit berühmte Garderegiment. Es zählte 4000 
Mann und bestaud aus lauter riesenhaften Leuten, die der 
König sich, gleichviel wie und woher, zu verschaffen wußte. 
Diese Garde, sowie das ganze Heer, wurde mit beispielloser 
Strenge und Genauigkeit eingeübt. Das preußische Heer 
konnte aber darum auch zu den besten in Europa gezählt 
werden. Nur setzte der König es nicht gern dem Kriege 
aus. Er ist auch nur einige Male und zwar auf kurze 
Zeit in die Nothwendigkeit gekommen, das Schwert zu 
ziehen; so gegen die Schweden, nach deren Besiegung er 
im Frieden zu Stockholm (1720) Vorpommern, nämlich 
Stettin nebst dem Lande zwischen Oder und Peene und 
die Iuseln Usedom und Wollin erhielt. Außerdem hatte 
er gleich beim Antritte seiner Regierung (1713) Ober- 
Gelderu erhalten für die Hülse, welche sein Vater dem 
Kaiser im spanischen Erbsolgekriege geleistet hatte. Frie¬ 
drich Wilhelm I. hinterließ bei seinem Tode (1740) seinem 
Sohne einen Schatz vou neun Millionen Thalern und ein 
zahlreiches, gut eingeübtes Heer.
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.