Full text: Leitfaden zur Geschichte des deutschen Vaterlands

lich auch hier die frohe Botschaft von Jesu. Mehrere fromme 
Glaubensbolen sandten uns die verwandten Angelsachsen. Der 
eifrigste und gewaltigste unter ihnen war Winfried, genannt 
Bvnifacius, „der Vater der deutschen Kirche." 
Er wurde 680 im Königreiche Wessex aus vornehmem 
Geschlechte geboren. Frühzeitig übergab ihn sein Vater klöster¬ 
licher Erziehung, denn des Knaben heißester Wunsch war, ein 
Geistlicher zu werden. Im Jahre 716 kam er nach Deutschland, 
um den frommen Wilebrord in Fries land zu unterstützen. 
Der Friesenfürst wüthete aber gegen alles, was christlich war, 
darum ging Winfried sehr bald wieder nach England zurück. — Um 
später in Deutschland erfolgreicher wirken zu können, durchdachte 
er sich jetzt einen bestimmten festen Plan. Im Winter 718 auf 719 
ging er nach Rom, woselbst er dem Papste Gregor II. seine 
Absichten mittheilte. Von hier aus zog er durch Baiern und Thü¬ 
ringen ; ging auf 3 Jahre wieder zu den Friesen, endlich zu den 
Hessen 723. Darauf ging er zum 2. Male nach Rom und 
gelobte dem Papste mit einem Eide, ohne die verderblichen Folgen 
zu ahnen, alle zu stiftenden Gemeinden an denGehor- 
sarn des römischenStuhles zubinden. Der Papstweihre 
ihn dafür zum Bischof, und er ging nach Hessen zu seiner Ge¬ 
meinde zurück, die aber wahrend der Zeit sehr verfallen war, so 
daß er zu der Einsicht kam, daß die Predigt zum Sturze des 
Heidenthums nicht allein hinreiche. — Da fällte er bei Geismar 
vor den erstaunten Heiden die heilige Thorseiche, den Götzen zum 
Spott. Nun war der Heiden Widerstand gebrochen, und das 
Heidenthum sank für immer dahin. Cr berief eine große Zahl 
Gehülfen und Gehülfinnen aus England, die mittelst Unterrichts 
im Christenthume, so wie in verschiedenen Gewerben des weltli¬ 
chen Lebens, vorzüglich im Ackerbau, die Neubekehrten pflegten. 
Vom Papste Gregor III. wurde er zum Erzbischof ernannt; 
er theilte Deutschland in mehrere Visthümer, z B. Salzburg, 
Regensburg, Passau, Erfurt, und hielt mit den Bischöfen Synoden 
zur Einführung einer strengen Kirchenordnung. Im Jahre 745 
wurde er Erzbischof von Mainz, und 13 Bischöfe waren ihm 
untergeordnet. Als er 70 Jahre alt geworden, zog er noch ein¬ 
mal zu den Friesen, um auch sie noch zu bekehren. Aber am 5. 
Juni 755 fiel ein wüthender Heidenhaufe über ihn und seine 
Begleiter her, und er starb den edelit Märtyrertod bei DoKum 
in Kriesland. Seine Gebeine wurden zu Fulda, welches seine 
Lieblingsstätte war, begraben.
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.