Full text: Geschichte der Neuzeit (Teil 3)

§. 5, 6. Die Folgen des dreißigjährigen Krieges. 109 
hemmt war, nahm der Aberglaube überhand. Man versuchte 
die bösen Geister zu bannen, verschrieb sich dem Teufel, um durch 
ihn zu Reichtum und Glück zu gelangen. Fast an allen Hösen 
wurde die Goldmacherkunst getrieben, der man viel Zeit und 
Geld ohne Gewinn opferte. Neben dieser Kunst spielte die S tern- 
deuterei eine große Rolle, der selbst hochstehende Männer, wie 
Kaiser Rudolf und Wallenstein, unbedingtes Vertrauen schenkten. Zu 
den grauenvollsten Verirrungen jener Zeit gehören die Hexenpro¬ 
zesse. Aus dem Gedanken an eine Wechselbeziehung zwischen den 
zerstörenden Naturkräften und dem Menschen hervorgegangen, hatte 
der Volksglaube schon seit dem frühen Mittelalter angenommen, daß der 
Teufel darnach strebe, Menschen in seinen Dienst zu locken und, der 
christlichen Lehre gemäß, zu bösem Thun zu verleiten. Besonders 
galt das weibliche Geschlecht als das vom Teufel leichter zu verführende. 
Man beschuldigte (häufig alte) Frauen der Verbindung mit dem 
Teufel, der sie befähige, durch geheime Zaubermittel über Menschen 
und Tiere allerlei Übles zu bringen, und nannte sie Hexen. Von 
ihrem Treiben auf dem Blocksberg im Harz und an andern Orten 
in der Nacht des 1. Mai wurde viel Fabelhaftes erzählt. Da man 
den Hexen jedes Übel zuschrieb, welches Menschen und Tiere heim¬ 
suchte, so wurden sie aus das grausamste verfolgt, mißhandelt und 
getötet. Trotzdem schon während des 30 jährigen Krieges der Jesuit 
Friedrich von Spee die Hexenprozesse bekämpfte, sind diesem Wahne 
doch bis in die zweite Hälfte des 18. Jahrhunderts, wo Markgraf 
Karl Friedrich von Baden den Anstoß zur Beseitigung derselben gab, 
blutige Opser gebracht worden. 
§• 6. äun|t uiut Dtffenftfiaff im HefoiinationsjeitatteL’. 
Das Reformationszeitalter zeigt auf den verschiedenen Gebieten 
des Kulturlebens einen erfreulichen Aufschwung. An der Spitze der 
Humanisten stand Melanchthon, der „Lehrer Deutschlands" in 
Wittenberg, und weckte durch seine Vorlesungen und Erklärungen, 
durch seine Grammatik und Übersetzungen Liebe und Begeisterung für 
das klassische Altertum. Griechische und lateinische Autoren wurden 
in den an vielen Orten entstandenen humanistischen Schulen zum 
Mittelpunkt des Jugendunterrichts gemacht, und die Altertums¬ 
wissenschaft fand auf den sich mehrenden Universitäten ausgedehnte 
Pflegestätten. Die kirchlichen Kämpse regten zu einer gründ¬ 
lichen Erforschung der Bibel und der Geschichte an und erzeugten
	        
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