§. 2, 3. Luthers Freunde und Beschützer.
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kämpfe gegen das Papsttum auf. Nach Sickingens Tod mußte Hutten
seine Zufluchtsstätte verlassen. Vom Papste verfolgt, vom Vaterlande
ausgestoßen, von den Fürsten im Stich gelassen, von böser, lang¬
jähriger Krankheit gepeinigt, fand er, flüchtig und arm, ein stilles
Asyl zu Usnau, einer Insel im Züricher See, wohin ihn der Rat
der Stadt Zürich gesandt hatte. Er starb daselbst 1523. Es sind
von ihm 45 Schriften vorhanden, in welchen er mit gewaltiger und
beredter Freimütigkeit gerade und mutig gegen Unrecht, Betrug,
Heuchelei, Unwissenheit, Mönchtum und Tyrannei ausgetreten ist.
Franz von Sickingen war 1481 auf seiner Stammburg
Sickingen unweit Breiten geboren. Seinen ersten Unterricht leiteten
Geiler von Kaisersberg und Reuchlin; aber auch in den ritterlichen
Übungen ward er frühzeitig unterwiesen. Kaiser Maximilian schätzte
den tapferen Ritter hoch, welcher es sich zur Lebensaufgabe gemacht
hatte, den Unterdrückten beizustehen und das Recht zu schirmen. Ulrich
von Hutten sagt von ihm: „Die Wissenschaften bewundert er wie
kein anderer. Er ist ein Mann, in allen Stücken groß und der
allgemeinen, höchsten Achtung wert; ein hohes, unbesiegtes, gegen alle
Wechselfälle des Lebens sicheres Gemüt. Gewichtig ist seine Rede
über die höchsten Angelegenheiten, seine gewöhnliche Unterhaltung
heiter, keine Spur von Stolz bei ihm; all sein Sprechen und Handeln
ist leutselig. Offen wie er ist, haßt er allen falschen Schein und
eitles Gepränge!" Auch Kaiser Karl V., Maximilians Nach¬
folger , ehrte ihn hoch und ernannte ihn zu seinem Kämmerer, Rat
und Feldhauptmann. Sickingens Schlösser waren Zufluchtsstätten für
viele, welche ihrer Ansichten wegen verfolgt wurden. Martin Bucer,
welcher dem Kloster Schlettstatt entwichen und der lutherischen Sache
zugethan war, erhielt von Franz von Sickingen die Predigerstelle zu
Landstuhl. Johannes Ökolampadius von Weinsberg, welcher das
Kloster Altmünster verließ, als er von Luthers Auftreten vernommen
hatte, ward Schloßprediger bei Franz von Sickingen und half den
Gottesdienst in deutscher Sprache einrichten. Luther bot er kräftigen
Schutz an, wenn er verfolgt werde. Diese Teilnahme veranlaßte
Luther 1520 zur Herausgabe der Schrift „An Kaiserliche Majestät
und den christlichen Adel deutscher Nation von des
christlichen Standes Besserung", worin er erklärte, alle
mächtigen Fürsten hätten im Kampfe mit dem Papsttum nichts aus¬
gerichtet, weil sie die Sache im Vertrauen auf ihre Macht und nicht
auf Gott angegriffen hätten. Zugleich bestritt er darin aber auch
das Vorurteil, daß die weltliche Macht unter der geistlichen stehe.