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wird, was nicht zu bezweifeln ist, über lang oder kurz der elek¬
trische Strom zu billigem Preise geliefert, dann dürfte ihm auch in
der Küche eine große Zukunft bevorstehen. Es wird die Zeit kommen,
wo Hausfrauen und Köchinnen mit elektrischer Wärme kochen und
braten werden. Aus der Weltausstellung zu Chicago sind schon elek¬
trische Kochgeräte in Menge zu sehen gewesen, und man hat bereits er¬
probt, daß ein Liter Wasser durch eine Wärme, die vier Glühlampen
erzeugen, in fünf Minuten zum Kochen gebracht werden kann. Vier solche
Lampen kosten aber eine Stunde etwa 8 x/2 Pfennig, auf fünf Minuten
also nicht einmal 1 Pfennig. Demnach kocht die Elektricität fast umsonst.
Wie bequem, wie reinlich und gefahrlos wäre eine solche Einrichtung für
unsere Haushaltungen und Küchen!
Zur Erzeugung von starken elektrischen Strömen, wie sie eine aus¬
gedehnte elektrische Beleuchtung erfordert, würde die galvanische Batterie
zu kostspielig sein. Man hat deshalb Maschinen hergestellt, die das
elektrische Licht viel billiger liefern, — die Dynamomaschinen. Da diese
in der Regel durch Dampfkraft in Bewegung gesetzt werden, so zeigen sich
in ihnen die beiden mächtigen Naturkräfte, Dampf und Elektricität, mit
einander innig verbunden als Gehilfen des Menschen.
Leitet man einen schon vorhandenen elektrischen Strom einer still¬
stehenden Dynamomaschine zu, so fängt diese an, sich zu drehen. Es ist
also in diesem Falle Elektricität zur Leistung von Arbeit benutzt worden.
Diese Arbeitsleistung durch Elektricität ist eigentlich nichts anderes als eine
Übertragung der Arbeit von einer Stelle zu einer andern. Aus der Frank¬
furter elektrischen Ausstellung im Jahr 1891 waren eine große Menge
elektrischer Lampen und Motore im Betriebe, die ihre Elektricität durch eine
Leitung von dem Orte Lausten in Württemberg erhielten. Dort wurde
durch die Wasserkraft des Neckarfalles eine Dynamomaschine in Bewegung
gesetzt, die den elektrischen Strom erzeugte, der dann an Drähten die 120 km
weite Strecke nach Frankfurt a. M. geleitet wurde.. Die Kraft, welche von
Wasserfällen und überhaupt von fließendem Wasser zum Treiben von
Maschinen benutzt werden kann, wird von der Natur in unerschöpflichen
Menge geboten. Schon muß der Rheinfall von seiner Kraft für eine
chemische Fabrik bei Schasfhausen den elektrischen Strom liefern, und dem
Niagarafalle entnimmt man 15 000 Pserdekräfte. um in Orten elektrische
Beleuchtung herzustellen oder Maschinen verschiedener Art in Bewegung zu
setzen, die bis zu 12 km entfernt liegen. Mancher kleine Ort der Schweiz
verdankt sein elektrisches Licht einem nahen Wasserfalle.
Die elektrische Kraftübertragung kann auch angewendet werden zur
Fortbewegung von Lasten. In verschiedenen gewerblichen Anlagen sind
elektrische Drahtseilbahnen im Gange, durch die Lasten aller Art be¬
fördert werden. Auch die elektrischen Straßenbahnen, die schon
in einer ganzen Reihe von Städten zu finden sind, beruhen aus dieser
Grundlage.
Endlich hat der elektrische Strom noch die höchst wertvolle Eigenschaft,
alle flüssigen Leiter, die er durchfließt, in ihre chemischen Urbestandteile
zu zerlegen. Wasser zersetzt sich durch ihn in Sauerstoff und Wasserstoff. Aus