Full text: Von den Anfängen bis zur Niederlage der Cimbern und Teutonen (Teil 1)

Kunde von der Auslieferung Iugurthas in Rom eingetroffen 
mar, verbreiteten sich Gerüchte über die Limbern und 
Teutonen. Zunächst hielt man allerdings die Angaben über 
Masse und Stärke der anrücfendenKrieger für übertrieben, bis 
sich schließlich herausstellte, daß es noch mehr waren. 
300 000 Mann rückten in Waffen heran, und wie es 
hieß, führten sie noch weit größere Scharen von Weibern 
und Kindern mit sich. Sie waren auf der Suche nach einem 
Lande, das eine so große Volksmenge ernähren könnte, 
und auf der Suche nach Städten, in denen sie sich dauernd 
niederlassen wollten, hatten sie doch davon gehört, daß 
vor ihrer Zeit Kelten den besten Teil Italiens den Etruskern 
weggenommen und besiedelt hätten. 
Bei der Abgeschlossenheit anderen Völkern gegenüber 
und bei der weiten Ausdehnung der von ihnen durchzogenen 
Länder wußte man gar nicht recht, wer diese Leute eigentlich 
waren und woher sie kamen und einem Ungewitter gleich 
über Gallien und Italien hereinbrachen. Ihrer gewaltigen 
Körpergröße und der Hellen Karbe ihrer Augen halber hielt 
man sie allgemein für einen der bis zur Nordsee wohnenden 
germanischen Stämme, zumal bei den Germanen die Räuber 
Limbern hießen1). Aus den vielfachen Angaben über ihre 
Menge geht hervor, daß die oben genannte Zahl eher zu 
niedrig als zu hoch ist. Ihr Mut und ihre Tollkühnheit 
machten jeden widerstand unmöglich. Im Handgemenge 
und Kampfgewühl dem Zeuer gleich an Hitze und Ungestüm, 
rückten sie näher und näher. Niemand vermochte ihrem 
Angriff standzuhalten. Kurz, wohin sie auch kamen, alle 
wurden ihre Beute. Sogar eine Menge römischer Heere 
mitsamt ihren Zeldherren, die alle zum Schutze Galliens 
jenseits der Alpen aufgestellt waren, wurden schmählich aufge¬ 
rieben. Gerade sie waren es auch, die durch ihr Mißgeschick2) 
jenen Barbaren Lust machten, gegen Rom selbst vorzurücken. 
') Die im Urtext hier folgenden Angaben über der Limbern 
Herkunft, die plutarch selbst mehr als Vermutungen hinstellt, sind 
in der Übersetzung als für den Zusammenhang unwesentlich weg¬ 
gelassen worden. 
2) Die Römer erlitten fünf Niederlagen in den Jahren 113, 
109, 107, 106 und 105. 
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