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Landmann gönnt ihnen gern ein Plätzchen für das Nest auf der Diele
oder im Hausflur. Er freut sich an ihrem sanften Gezwitscher und an
ihrem zutraulichen, anspruchslosen Wesen und bewundert ihren unermüd¬
lichen Eifer beim Füttern der Jungen. Mancherlei Aberglauben knüpft
sich noch heute an die Schwalbe. In das Dach, unter dem sie nistet,
schlägt kein Blitzstrahl; meidet sie aber ein Gebäude, dann ist das ein
Zeichen, daß böse Menschen drin wohnen. Im Oktober kündet uns ihr
Fortzug, daß der Winter herannaht.
3. Die Schwalbe als geschickter Flieger und Jnsektenjäger.
a) Wohl keiner unserer heimischen Vögel fliegt schneller als die Schwalbe.
Sie übertrifft sie aber alle in der Gewandtheit und Sicherheit, mit der
sie ihre Schwenkungen ausführt und Hindernissen ausweicht. Denn ihr
Körper ist leicht und mit glatt anliegendem Gefieder bedeckt. Der glatte
Kopf bildet mit dem kurzen Halse und dem sich anschließenden Rumpfe
einen Keil, der leicht die Luft durchschneidet. Die Flügel sind lang,
schmal und spitz. Der lange, gabelförmige Schwanz ist ein vollendetes
Steuerruder, d) Freilich muß die Schwalbe tüchtig fliegen können, um
sich ihre Nahrung zu erjagen; denn diese besteht ausschließlich aus kleinen
fliegenden Insekten: Fliegen, Mücken, Schmetterlingen. Da ein solches
Tierchen nur wenig Nahrungsstofs bietet, so muß sie für sich und ihre
Jungen täglich Hunderte von ihnen fangen. Je nach dem Wetter sehen
wir sie bald dicht an der Erde oder über dem Wasser, bald oben in
der Luft ihrer Jagd obliegen. Der tiefgespaltene Schnabel erleichtert
ihr den Fang. Mit Stacheln bewehrte Insekten (Bienen, Wespen,
Hummeln) meidet sie.
4. Die Schwalbensamilie. Das Nest der Rauchschwalbe ist der
vierte Teil einer hohlen Kugel, oben offen, aus Schlamm und Hälmchen
aufgebaut. Die Schwalben tragen die Baustoffe in ihrem Schnabel
herbei und vermischen sie mit ihrem zähen Speichel. Das Innere wird
mit Federn, Haaren und Hälmchen weich ausgepolstert. Findet ein
Schwalbenpaar ihr vorjähriges Nest noch in gutem Zustande, so braucht
es nur eine Ausbesserung vorzunehmen. In diesem Falle wird das
erste Gelege, 4-5 weiße, rötlich gefleckte Eier, schon im Mai aus¬
gebrütet, und im Juli folgt eine zweite Brut. Nach einigen Wochen
sind die Jungen flügge, werden aber noch längere Zeit von den Alten
gefüttert. Die Mehlschwalbe muß ihr Nest gegen Regen und räuberische
Überfälle (Eulen, Katzen, Sperlinge) schützen, weil sie außerhalb des
Hauses baut. Sie gibt ihm daher die Gestalt einer Halbkugel und
macht das Flugloch so kleiu, daß sie eben hineinschlüpfen kann.
I. Warum gilt die Schwalbe als Wetterprophet? — 2. In einer Schwalben-
kolonie befanden sich 113 bewohnte Nester; wieviel Insekten fingen die Alten, wenn
man auf jedes Paar täglich 500 rechnet und eine 20-tägige Fütternngszeit annimmt?
— 3. Wie schützt die Rauchschwalbe ihr Nest gegen Katzen? — 4. Lies das Gedicht:
./Was die Schwalbe sang!" — 5. Schwalben int Schulmuseum!