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vielen Unruhen und Kriegen begleitete Regierung geführt. Ich fand die
Länder nach meines Vaters Tode, durch Kriege verwüstet, im armseligsten
Zustande; durch Gottes Hilfe hinterlasse ich sie in Wohlstand und Frieden,
von meinen Feinden gefürchtet und von meinen Freunden geliebt und
geehrt." Mit den Worten: „Ich weiß, daß mein Erlöser lebt, und der
wird mich aus der Erde auserwecken!" verschied er.
5. Vermächtnis. Schon mehrere Jahre vor seinem Tode hatte
der Kurfürst für seine Söhne ein Vermächtnis niedergeschrieben, in den:
es heißt: „Die rechte Tugend eines rechtschaffenen Regenten besteht darin,
daß er Gott von Herzen sürchte, liebe und vor Augen habe, ihn täglich
morgens, mittags und abends mit inbrünstigem Gebete fleißig anrufe.
Eure Unterthanen müßt ihr ohne Unterschied der Religion als ein rechter
Landesvater lieben und ihren Nutzen und Bestes allzeit gern befördern. . . .
Seht dahin, daß sowohl den Armen als den Reichen ohne Ansehen der
Person Recht verschafft werde; denn das befestigt die Stühle der Re¬
genten . . . Richtet eure Ausgaben nach den Einnahmen und laßt die
Diener alle Jahre fleißig Rechnung ablegen."
6. Verdienste des Großen Kurfürsten. Der Große Kurfürst
hat sein Land von 1400 Quadratmeilen mit 900 000 Einwohnern auf
2000 Quadratmeilen mit lx/2 Millionen Einwohnern gebracht. Er hat
ein stehendes Heer von 28 000 Mann geschaffen, starke Festungen errichtet,
die Staatseinnahmen von l1/2 Millionen Mark auf Millionen ge¬
bracht und einen Staatsschatz von fast 2 Millionen Mark gesammelt.
Die Verwüstungen des dreißigjährigen Krieges und der späteren Feld¬
züge waren mit Hilfe dieser Geldmittel bei seinem Tode zum größter,
Teile wieder gut gemacht; seinen Unterthanen hat er Frieden und Wohl¬
stand, seinem Geschlechte glänzenden Ruhm erworben, so daß Friedrich
der Große mit Recht an seinem Sarge ausrief: „Der hat viel gethan!"
Vertiefung. 1. Wie war die Kleidung der vornehmen Stände jener Zeit?
(War eine so kostbare Kleidung notwendig — ein Bedürfnis? Solche Ausgaben,
die nicht notwendig sind, sondern nur zur Verschönerung des Lebens dienen,
nennt man Luxusausgaben. Wird auch heute noch Luxus in den Kleidern
getrieben? (Frauen. Bei Männern zeigt sich jetzt der Kleiderluxus nicht in der
Anschaffung schöner, sondern neuer Kleider; ein Kleidernarr verbraucht jetzt in einem
Jahre 4-6 Anzüge. Damals war es umgekehrt.) Ist dieser Luxus immer zu
tadeln? (Bei reichen Leuten nicht, denn er gewährt vielen anderen Nahrung.
Beispiele! Wohl aber ist jeder Luxus verwerflich, durch den Überflüssiges gekauft
und Notwendiges vernachlässigt wird. Beispiele aus dem Leben der ärmeren
Stände!) Der Große Kurfürst war sogar gezwungen, solchen Aufwand zu treiben,
denn man hielt damals einen Fürsten für um so mächtiger, je prächtiger er in
Kleidung, Dienerschaft u. dgl. war; eine zu große Einfachheit hätte dem Lande
geschadet.
2. Welche geistige Eigenschaften haben wir hervorgehoben? Warum be¬
durfte der Kurfürst so scharfen Verstandes? (Brandenburg war anfangs ein
sehr schwacher Staat, zwischen übermächtigen Nachbarn eingeklemmt. Unkluges
Verfahren konnte leicht dahin führen, daß der Kaiser, die Schweden oder Polen
das Land an sich rissen.)
Hübner, Handbuch f. d. Geschichtsunterricht. II. 10