Full text: Handbuch der brandenburgisch-preußischen Geschichte (2)

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T. Kronprinz Kriedrich Wilhelm als Gutsherr. 
Aiek. Wie mag wohl das kronprinzliche Paar gegen die Er¬ 
wachsenen in dem Dorfe gewesen sein, wenn es gegen die Kinder so 
freundlich war? 
Aarbietrmg. 1. Viele Leute im Dorse Bornstedt arbeiteten aus 
dem Gute des Kronprinzen. Sie erhielten dafür ihren Lohn. Dabei 
ließ es aber der Kronprinz nicht bewenden, sondern er sorgte für die 
Dorfbewohner auf jede Art. Biele wohnten in kleinen, feuchten und 
ungesunden Wohnungen, er ließ ihnen größere und gesündere Häuser bauen. 
Manche Leute waren so alt oder durch Krankheit so sehr geschwächt, 
daß sie nicht mehr die landwirtschaftlichen Arbeiten verrichten konnten. 
Der Kronprinz ließ ihnen leichtere Arbeiten zuweisen, so daß sie nicht 
müßig gingen und noch etwas verdienten. Wer ohne Schuld arm und 
unglücklich wurde, den unterstützte der Kronprinz gern. 
2. Nahe bei dem Schloß Friedrichskron liegt das Dorf Eiche. 
Hier brach einst ein großes Feuer aus. Die Verwirrung unter den 
Dorfbewohnern war sehr groß. Sosort erschien auch der Kronprinz auf 
der Brandstätte und leitete die Löscharbeiten; zudem hatte er befohlen, 
daß zwei Kompanien Soldaten zu Hilfe herbeikommen sollten. Er 
eilte selbst in die Häuser hinein, um zu retten, was noch zu retten war. 
Sein Gesicht und seine Kleider waren ganz schwarz. Allein das achtete 
er nicht. Aus dem Hause, in dem das Feuer ausgebrochen war, 
wurde ein Knabe vermißt. Noch abends spät erschien Friedrich Wilhelm 
wieder, um sich nach demselben zu erkundigen. Am andern Morgen 
aber stellte sich heraus, daß der Knabe mit verbrannt war. Der Kron¬ 
prinz sorgte reichlich für die Verunglückten. Für jedes Kind gab er 
eine ansehnliche Geldsumme, damit Kleider beschafft würden. 
3. Auch die Kronprinzessin erwies den Bewohnern von Bornstedt 
viel Gutes. Wenn die Eltern auf dem Felde arbeiteten, waren die 
Kinder oft ohne Aufsicht zu Hause. Sie konnten leicht Schaden nehmen, 
oder ein Unglück anrichten. Üm dies zu verhüten, ließ die Kronprinzessin 
die Kinder jeden Tag in einem Hause zusammen kommen. Hier wurden 
die Kleinen gebadet, erhielten Frühstück und Mittagessen und spielten 
unter Aussicht einer Dame. Wenn ein Kind krank wurde, ging die 
Kronprinzessin in die Wohnung und brachte Arznei oder Speisen; oftmals 
ging sie hinter dem Sarge eines Arbeiterkindes oder eines Tagelöhners 
zum Begräbnisse. 
4. Doch nicht allein den Bewohnern von Bornstedt, sondern auch 
anderen Leuten half der Kronprinz gern. Einmal war er in einem 
Badeorte. Als er spazieren ging, sah er ein armes Mädchen, das ihn 
flehend anblickte. Der Kronprinz fragte: „Wer schickt dich betteln?" 
„Meine kranke Mutter", antwortete das Mädchen. „Hast du keinen 
Vater?" fragte der hohe Herr weiter. „Nein", antwortete das Kind, 
„mein Vater ist tot, und wir sind fo hungrig". Der Kronprinz ließ sich 
zu des Kindes Mutter führen, gab ihr Geld, daß sie sich Speifen kaufen 
konnte, und sorgte dafür, daß sie auch später Unterstützung erhielt. —
	        
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