Metadata: Badisches Realienbuch

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3. An der Südküste liegt die englische Freihafenstadt Aden fedn) in einem schrecklich 
öden, heißen Lavakessel, durch dessen Ankauf sich England die Herrschaft im Noten Meere ge¬ 
sichert hat. Zu Arabien gehört auch die Sinaihalbinsel mit dem Sinaigebirge in der 
Südspitze ihres Dreiecks, sowie die durch Perlenfischerei bekannte Insel Ormus.' 
Vorderindien, 
(8 mal so groß wie Deutschland, 4 575 000 qkm — 300 M. E.; auf 1 qkm 64.) 
1. Der Himalaja (d. h. Schneewohnung) bildet den steilen Nordrand Vorder¬ 
indiens. Er ist das großartigste Gebirge der Erde und bedeckt einen dreizehnmal 
so großen Raum wie die Alpen. Auch besitzt er den höchsten Berg der Erde, den 
Mount smauntj Everest, dessen Gipfel fast die doppelte Höhe des Montblanc 
erreicht (8800 m). Wer vom Südfuße des Himalajagebirges bis zum Kamme auf¬ 
steigt, durchwandert in kurzer Zeit gleichsam alle Zonen der Erde. In einem Hoch¬ 
tale des Himalaja liegt in einem „Garten des ewigen Frühlings" Kaschmir, das 
durch seine Schalwebereien berühmt ist. 
2. Das Tiefland von Hindostän wird im Westen vom Indus, im Osten vom 
Ganges durchflossen. Die Jndnsebene ist mit Ausnahme der Flußuser ein ödes, 
wasserarmes Steppengebiet, die Gangesebene dagegen wegen ihrer reichlichen 
Niederschlage und der jährlichen Überschwemmungen sehr fruchtbar und dicht be¬ 
völkert (190 E. auf 1 qkm). 
Seiuer befruchteuden Kraft wegeu halten die Hindu den Ganges für einen heiligen 
Fluß. Der Kranke hofft in seinen Fluten zu genesen, der Gesunde wünscht darin zu sterben. 
Daher sind auch seine Ufer bei Sonnenauf- und -Untergang mehrere hundert Meilen entlang 
von Badenden und Betenden belebt, und Tausende pilgern jährlich nach Benares (230 T.) 
und Allahabad (175 T.), um in den heiligen Fluten zu baden und sich von Sünden rein zu 
waschen. 
Im Tieflande von Bengalen vereinigt sich der Ganges mit dem Brah¬ 
maputra. Beide Flüsse bilden nun ein Delta, wie die Erde kein zweites aufzu¬ 
weisen hat. Durch die Schlammablagerungen der zahlreichen Mündungsarme ver¬ 
größert sich das Delta von Jahr zu Jahr. Auf den weichen Schlamminseln finden 
sich Dickichte von Bambusrohr, Schilf n. a. Sumpfgewächsen. Sie werden 
Dschungeln genannt. Hier beschleicht der blutgierige Tiger den grasenden Büffel, 
im Wasser lauert das gefräßige Krokodil, und im Schlamme wälzen sich zahllose 
giftige Schlangen. Die meisten Mündungsarme im Delta sind verschlammt. An 
einem der schiffbaren Arme liegt Kalkutta (mit Vorstädten 1,3 M.), bis 1911 die 
Hauptstadt Indiens und der Wohnsitz des englischen Vizekönigs; jetzt ist Delhi (210 T.), 
das „Rom Indiens", das jahrtausendelang früher Indiens Hauptstadt war, an seine 
Stelle getreten. 
3. Klima und Bodenerzeugnisse. Die Tiefebene hat schon ihrer südlichen Lage 
wegen ein heißes Klima und ist durch einen mächtigen Gebirgswall gegen die kälteren 
Nordwinde geschützt. Infolge häufiger Regen jedoch ist die Luft meistens sehr feucht, 
so daß die Hitze nie so drückend wird wie z. B. in Arabien. Die Regenzeit dauert 
vom Mai bis zum November. Der Regen wird durch einen feuchtwarmen Wind 
(Monsun) vom Indischen Ozean herbeigeführt. Im März und April wird es nämlich 
furchtbar heiß. Die Luft erglüht wie ein Ofen. Auf dem Hochlande Hinterasiens 
verdünnt sie sich am meisten. Dahin strömt nun von allen Seiten die Luft. Die
	        
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