Full text: Geschichte des Mittelalters (Theil 2)

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Einleitung. 
Chriemhil¬ 
dens Weh¬ 
klagen. 
Fahrt an 
Etzels Hof. 
Chriemhil- 
dens blutige 
Rache. 
Hagen nahm ihr den ererbten Nibelungenschatz, fuhr ihn auf 12 Wagen 
fort und versenkte ihn in den Rhein. 
Chriemhilde hoffte lange vergeblich den Tod ihres Gemahls an 
Hagen rächen zu können. Da erschienen eines Tages Brautwerber des 
Königs Etzel aus Hunnenland und hielten für ihren Herrn um Chriem- 
hildens Hand an. Sie willigte ein, fuhr die Donau hinab nach Etzels 
Burg und lebte sieben Jahre an seinem Hof. Endlich schien ihr der 
Tag der Rache gekommen, um Siegfrieds Mörder zu strafen, und sie lud 
Günther mit seinen Mannen zum Besuche nach Etzels Burg ein. Hagen 
wid errieth die Fahrt, die übrigen Helden verlachten ihn, und Hagen 
sagte Aller Untergang voraus. Die Reise wird angetreten. 1060 Ritter 
fuhren mit 9000 Knechten den Main hinauf, Hagen führte sie. Vom 
Main ritten sie zur Donau, fuhren stromabwärts und fanden bei Rüdiger 
von Pechlarn gastliche Aufnahme. Giselher verlobte sich mit Rüdigers 
Tochter, und Dietrich von Bern geleitete die Burgunder zur Burg 
Etzels in Osen. Chriemhilde empfing die Helden freundlich und küßte 
ihren Bruder Giselher, aber Hagen band sich den Helm fester, da er 
hinter dieser Freundlichkeit Schlimmes ahnte. Auch lieferte er die Waffen 
nicht aus und fetzte sich im Königshofe sogar auf eine Bank dem Fenster 
der Königin gegenüber, um sie zu kränken. Da weinte Chiemhilde 
und forderte ihre Ritter aus, Hagen zu strafen; sie selbst aber schritt 
auf Hagen zu, der vor ihr nicht einmal aufstand, weinte und warf 
ihm Siegfrieds Ermordung vor. Hagen läugnete nicht und ging mit 
Volker in den Saal, wo die Burgunder übernachteten und Wachen 
ausstellten. Am folgenden Tage ward ein Hunne im Turnier von 
Volker erschlagen, und sogleich erhob sich Tumult. König Etzel gebot 
vergeblich Friede, sein Bruder überfiel die Burgunder und ward über¬ 
wältigt. Als die Nachricht davon an die königliche Tafel kam, sprang 
Hagen auf, hieß die Saalthüre besetzen und schlug Chriemhildens Sohn 
Ortlieb den Kopf ab, daß er Chriemhilden in den Schoß flog. Nun 
begann ein allgemeiner Kampf. Die Burgunder hieben kräftig ein. 
Dietrich von Bern rettete Etzel, Chriemhilde, Rüdiger und die Seinen 
aus dem Saal, da er am Kampfe keinen Antheil nehmen wollte. Alle 
übrigen Hunnen, an 7000 Todte und Verwundete, wurden aus dem 
Saale geworfen. Die Burgunder begehrten freien Abzug, doch Chriem¬ 
hilde widerrieth die Gewährung und verlangte Hagens Auslieferung. 
Günther, Giselher und Gernot wollten aber an ihrem tapfersten Manne 
nicht untreu werden und schlugen Chriemhildens Forderung ab. Jetzt 
ließ sie den Saal anzünden, und die Burgunder kamen in große Noth, 
denn Durst und Hunger quälten sie. Da rieth Hagen, Blut zu trinken
	        
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