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Zweite Periode der neueren Geschichte.
Ruhme war Prinz Eugen höchst bescheiden und leutselig, ein wahrer
^ater seiner Soldaten. Die größte Sorge trug er für gute Ver¬
pflegung der Truppen; er griff eher in seine Tasche, als daß er bei
leerer Kriegskasse den rückständigen Sold nicht ausbezahlt hätte. Darum
vergötterten ihn aber auch seine Soldaten, die freudig und muthig sich
für ihn aufopferten. Sein Aeußeres fiel nicht sehr ins Auge, denn
er war klein, schmal und bleich. Seine Haltung war männlich. Jeden,
der mit ihm redete, faßte er scharf ins Auge. Seine Stimme beim
Commandiren war stark und vernehmlich. Er liebte, wie Friedrich
der Große, den Schnupftabak und trug ihn ebenfalls offen in den
im Türkei, waschen. Eugens Energie und Feldherrntalent verdankt es Europa,
Kriege und daß die Türken nie wieder zu so gefährlichen Feinden der Christenheit
Erbfolge- wurden, wie sie vorher waren. Nach zwei bedeutenden Siegen über
streite aus. die Türken eroberte er Stadt und Festung Belgrad und schloß 1699
zu Earlowitz einen Waffenstillstand mit den Türken auf 25 Jahre.
Noch größere Lorbern sammelte er im spanischen Erbsolgekriege
(1700—1713).
pen 5t Eugen eröffnete den Krieg in Italien und nahm den französischen
ereignisse. Feldherrn Villeroi gefangen. Der Nachfolger desselben, der Herzog von
Vendome, brachte den Prinzen in Verlegenheit durch eine imposante
Kriegsmacht, und der Kaiser, selbst hart bedrängt, konnte keine Ver¬
stärkungen senden. Der Kurfürst von Vaiern war nämlich in Tyrol
eingedrungen, um sich mit dem Herzoge von Vendome zu vereinigen
DerAufstand und barm vor Wien zu rücken. Allein die treuen Tyroler vereitelten
den kühnen Plan; der heldenmüthige Amtmann Martin Sterzinger
sammelte die besten Scharfschützen, besetzte die Höhen und Pässe und
trieb die Feinde zurück. Die Baiern vereinigten sich nun an der
Donau mit den Franzosen und erfochten bei Höchstädt (1703) einen
oieg über die Oesterreicher. Sosort eilten Marlborough aus den Nieder¬
landen und Prinz Eugen aus Italien herbei und brachten ebendaselbst
Siez über die (^04) den Franzosen unter dem Marschall Tallard eine bedeutende
Franzosen Niederlage bei. Der hessische Rittmeister von Boyneburg hatte den
bei Höchstädt flüchtigen Marschall eingeholt und gefangen genommen. Der Kurfürst
von Baiern floh mit den Franzosen über den Rhein, und Baiern
wurde besetzt. Auf dem Schlachtfelde errichteten die Verbündeten eine
Ehrensäule mit der Inschrift: „Mögen die Fürsten lernen, daß Ver¬
schwörungen mit den Feinden des Vaterlandes selten ungestraft bleiben,
fotgt Ludwig XIY. aber erkennen, daß man vor dem Tode niemand den
Joseph°i? Großen oder Glücklichen nennen soll/' 1705 starb Kaiser Leopold.
1I05-17H. Sein Nachfolger Joseph I. (1705—1711) ließ die Kurfürsten von