Full text: Geschichte der neueren Zeit (Theil 3)

Vom westsäl, Frieden bis zur ersten französischen Revolution. 3 67 
, „« . _ , - Die Regie- 
Wilhelm, dem großen Kurfürsten, em armes, entvölkertes und wemg tling Srieb= 
beachtetes Land. Allein gerade solch ein wackerer Erbe konnte der zer- rich Wilhelms, 
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störten und verlassenen Mark wieder aufhelfen. L?chwarzenberg wurde Ä vfürften 
zum zweiten Male entlassen, und Friedrich Wilhelm schloß sich wieder (imo-i«»). 
den Schweden an. Zunächst rüstete er ein tüchtiges Heer aus und er¬ 
warb im Frieden zu Oliva (I66f>) die Unabhängigkeit Preußens von 
Polen und Schweden. Dann betheiligte er sich am Kriege Hollands 
gegen Ludwig XIV. und auch an dem deutschen Reichskriege gegen 
denselben, obwohl Oesterreich ihn vorher im Stiche gelassen und ver¬ 
rathen hatte. Es ist bereits oben erzählt worden, wie Ludwig XIV. 
dem großen Kurfürsten damals die Schweden auf den Hals schickte 
und diesen die Niederlage bei Fehrbellin (1675) bereitete. Im Frieden 
zu St. Germain en Laye mußte er zwar die gemachten Eroberungen 
wieder herausgeben, aber er erhielt doch einige Entschädigung an Geld 
und Land. Damit schloß Friedrich Wilhelm seine kriegerische Lauf¬ 
bahn und widmete fortan seine ganze Thätigkeit dem Glücke und der 
Wohlfahrt seines Landes, so daß er sich die Liebe und Ehrfurcht feiner 
Zeitgenossen, die Bewunderung der Nachwelt erworben hat. Mit 
richtigem Blicke sah er ein, daß er feinem Lande neue Arbeitskräfte 
zuführen müsse, und als Ludwigs XIV. Unduldsamkeit den Protestanten 
den heimatlichen französischen Boden nicht länger gönnte, nahm er 
20,000 derselben in fein Land auf und half durch deren Regsamkeit 
und Gewerbfleiß der Armuth des eignen Vaterlandes glänzend wieder 
auf. Seinem Sohne hinterließ er ein glückliches, schuldenfreies Land 
und einen Staatsschatz von 700,000 Thlr. Der große Kurfürst war 
ein unverzagter, tapferer, gerechter und gottesfürchtiger Herr, der den 
Grund zu Preußens Macht und Ansehen gelegt hat. 
Sein Sohn Friedrich III. (1688- 1713) besaß zwar den Geist Friedrich m. 
und Charakter des großen Vaters nicht, förderte aber durch Annahme 
der Königswürde und fein thätiges Eingreifen in die damaligen euro- Königswürde 
päifchen Kriegshändel Preußens künftige Erhebung nicht wenig. Denn 
eben durch die Anerkennung der königlichen Würde Preußens von 
Seiten des Kaisers und der übrigen europäischen Staaten wurde es 
ausgesprochen, daß der brand enbur gif che Kurfürst nicht mehr blos ein 
Reichsfürst:, sondern zugleich ein wichtiges Glied des europäischen 
Staatensystems j fei. Und dieser Rolle hatte das neue Königreiche 
Preußen im spanischen Erbfolgekrieg, namentlich bei Eugens glücklichem 
Entsätze von Turin und in der Schlacht bei Höchstädt, alle Ehre 
gemacht. Friedrich I. (so hieß der erste König von Preußen) verrieth 
eine vorherrschende Neigung zu Pracht und Glanz; feine Hofhaltung
	        
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