Full text: Geschichte der neueren Zeit (Theil 3)

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Erste Periode der neueren Geschichte. 
will ich doch im Namen des Herrn erscheinen und Christum bekennen 
und denselben walten lassen," entgegnete Luther. 
Der Wittenberger Rath lieh dem Manne Gottes einen Wagen 
zur Fahrt nach Worms. Zwei Freunde, Justus Jonas und Nikolaus 
Amsdorf, ferner der Rechtsgelehrte Dr. Hieronymus Schürf und der 
Reichsherold Caspar Sturm begleiteten ihn. Als Alles sich herbei 
drängte den kühnen Mann zu schauen, der es freimüthig gewagt hatte, 
gegen die päpstlichen Anmaßungen anzukämpfen, und Jedermann ihm 
die gebührende Hochachtung und Verehrung bewies, freute sich Luther 
dieser Anerkennung, und wenn er vielleicht in seinem Innern eine augen¬ 
blickliche Bangigkeit über das große Werk verspürte, welches er auf¬ 
gerichtet hatte, wußte er sich durch seine geistige Kraft und sein unbe¬ 
grenztes Gottvertrauen rasch wieder aufzurichten. In solch' einem 
Augenblicke dichtete er das wunderbar kräftige Lied: 
Ein' feste Burg ist unser Gott, 
Ein' gute Wehr und Waffen rc. *) 
Noch kurz vor Worms erinnerten ihn seine Freunde an Hussens 
Schicksal in Constanz; allein Luther blieb bei seinem Vorsatze und 
entgegnete endlich auf die Vorstellungen seiner Gefährten: „Und wenn 
so viel Teufel in Worms wären, als Ziegel auf den Dächern, so 
wollt' ich doch hinein!" Als er früh am 16. April vor der Stadt 
ankam, waren einige sächsische Edle ihm entgegen geritten; gegen zehn 
Uhr zog er ein; voran ritt der kaiserliche Herold in seinem Habit mit 
dem Adler des Reiches; Luthers Wagen folgte sein Amtsgenosse 
Justus Jonas mit seinem Diener; mehr als 2000 Menschen be¬ 
gleiteten ihn zur Herberge. 
Am Nachmittage des folgenden Tages, gegen 4 Uhr, wurde Luther 
in die Reichsversammlung eingeführt. Der Reichsmarschall Ulrich von 
Pappenheim und Caspar ©tum, der Reichsherold, ritten ihm voran- 
Man konnte kaum durch das Gedränge des Volkes auf die Straßen 
gelangen; man hatte die Dächer abgedeckt, um den muthigen Glaubens¬ 
helden zu sehen, wie er einem so wichtigen Augenblicke entgegenging. 
Als er aber vor Kaiser und Reich treten sollte, klopfte ihm ein alter, 
grauer Haudegen, Ritter Georg von Frundsberg aus Tyrol, auf die 
Schultern und sprach: „Mönchlein, Mönchlein, du gehest jetzt einen 
Gang, dergleichen ich und mancher Kriegsoberster auch in der aller- 
*) Nach einigen Angaben ist jenes Heldenlied Luthers 1529, nach 
anderen 1530 auf dem Schlosse zn Coburg während des Augsburger 
Reichstags gedichtet worden. Auch die Melodie soll von Luther 
herrühren.
	        
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