Full text: Geschichte der neueren Zeit (Theil 3)

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Dritte Periode der neueren Geschichte. 
Freiheit begeisterte Jünglinge (Philhellenen) zogen als rüstige Streiter 
hin nach bem Lande, bem wir in so vielen Beziehungen unsere Bilbung 
zu bansen haften. Der englische Dichter Lorb Byron widmete ber 
Sache Griechenland sein Vermögen, seine Kraft unb sanb bort, bem 
Ema unb ber Anstrengung unterliegend, seinen Tod (1824); nächst 
ihm spendete ein reicher Genfer, Eynarb, bedeutende Summen. 
Im Jahre 1824 schickte ber Vicekönig Meherneb Ali von Egypten 
seinen Sohn Ibrahim, einen tapfern aber grausamen Mann, bem Sultan 
mit einer zahlreichen Macht zu Hülfe. Die unter sich uneinigen Griechen 
vermochten nicht zu widerstehen. Eine Stabt nach ber anbern fiel trotz 
ber helbenmüthigsten Gegenwehr. Besonbers zeichnete sich bie Besatzung 
von Missolunghi rühmlich aus, welche lange bie heftigsten Angriffe bes 
zürnenben Ibrahim abschlug. Als bie tapfere Schar immer mehr 
zusammenschmolz unb zuletzt sich nicht mehr gegen ben überlegenen 
Feind zu halten vermochte, versuchte sie Nachts in geschlossenen ©liebern 
mit Weibern unb Kinbern in ber Mitte einen Ausfall. Allein ber 
Plan war verrathen worben, unb als bie Belagerten Herausbrangen, 
stürzten bie Türken auf sie los. 1000 Mann schlugen sich burch, bie 
in ber Festung zurückgebliebenen Kranken unb Greise sprengten sich mit 
ben eingedrungenen Türken in bie Luft. Ibrahim verwüstete ben Pe¬ 
loponnes mit Feuer unb Schwert, unb viele gaben bie Sache ber 
Griechen auf. Da gelang es bem eblen Minister Canning in Lonbon, 
Zwischen England, Frankreich unb Rußland einen Vertrag zu Gunsten 
wird nach der ®nechenlanb§ zu stiften. Die brei Großmächte schickten, ba bie Türken 
Seeschlacht aus keine Unterhandlungen eingehen wollten, eine Flotte nach bem 
6e: Navarm Peloponnes ab, welche im Hasen von Navarin bie ganze türkische Flotte 
vernichtete (1827). Trotz biefer ungeheueren Nieberlage wollte sich ber 
Sultan noch immer nicht herbeilassen bie Griechen frei zu geben, unb 
benahm sich insbesondre gegen Rußlanb so wenig nachgiebig, baß Kaiser- 
Nikolaus ben Krieg erklärte. Daburch würben bie Türken genöthigt, 
nachbem bie Janitscharen in Konstantinopel auf Befehl bes Sultans 
niedergemacht worben waren"), ihre Truppen aus Hellas zurückzuziehen. 
Ibrahim würbe von ben Franzosen, welche unter bem General Maifon 
feunf) den *n ^en Peloponnes eingerückt waren, verjagt unb in Folge ber glücklichen 
russisch-türki Wenbung ber Dinge ber Graf Kapodistrias zum Präfibenten Griechen- 
duvLefcfef ernannt. Mit ungewöhnlicher Raschheit rückten die Russen unter 
*) Die Janitscharen bildeten die Leibwache des Sultans und genossen 
vor den anderen türkischen Truppen mancherlei Vorrechte. Sie hatten 
sich damals gegen den Sultan aufgelehnt.
	        
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