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verfeindete ihn dem Kaiser Karl V., der ihm zu Schwäbisch-Hall
für seine Neigung zum Schmalkalder Bund Verzeihung schenkte
(1545). Im Heidelberger Fürstenbund trat er jedoch (1553) dem
Kaiser entgegen. — Am Rhein ließ er auf der Stelle des heutigen
Ludwigshafen ein Jagdhaus: „Hirschbühel" aufführen.
Otto Heinrich von Neuburg (1556—1559), des
vorigen Neffe. Er verfuhr in Sachen der Reformation nach
dem Grundsätze: cujus regio, ejus religio. Durch ein Edikt
(1556) verkündete er die Einführung der evangelischen Lehre; auch
ließ er eine neue Kirchenordnung entwerfen. — Die Universität
reformierte er nach Melanchthons Plan; die Universitätsbibliothek
verdoppelte er. Im edelsten Renaissancestil baute er den nach ihm
benannten Teil des Schlosses gu Heidelberg (Salomon de Caus
Baumeister!). Mit ihm erlosch die Kurl ini e; es solgt die
Linie Simmern-Zweibrücken (bis 1685).
Friedrich der Fromme (1559—1576). Er ließ 1563
durch Ursinus und Olevianus den Heidelberger Katechismus ent¬
werfen, trat zum Calvinismus über und zwang seine Untertanen,
dasselbe zu tun. Die protestantischen Niederländer und Huge¬
notten unterstützte er durch pfälzische Heere, die seine Söhne
Christoph (Egmonts Neffe) und Johann Kasimir, der spätere
Regent, siegreich führten. Die vertriebenen Protestanten (Wallonen
und Hugenotten) siedelte er zu Frankenthal (das Stadtrecht erhielt),
Otterberg u. a. O. an. — In der Oberpfalz wollte er das Re¬
formationswerk mit dem Schwerte durchführen, als den über-
zeugungstreuen Regenten der Tod ereilte.
Ludwig VI. (1576—1583); ein gelehrter und ernster
Fürst. Mit Gewalt führte er das Luthertum in der Pfalz
wieder ein. Hugo Donellus, Professor der Rechte zu Heidel¬
berg, wurde gleich anderen widerstrebenden Lehrern und Geist¬
lichen seines Amtes entsetzt. Dem Erzbischof Gebhard von
Köln, der zum Luthertum übertreten wollte, leistete des Kur¬
fürsten Bruder Johann Kasimir bewaffnete Hilfe. — Verdienst
erwarb sich Ludwig durch Herausgabe einer Landesordnung und
eines Landrechtes (1582). Sein aus Münzen geprägter Wahl¬
spruch war: „All Ding zergänglich".
Johann Kasimir (Regent 1583—1592) war Vormund
seines Neffen Philipp. Als Regent führte er die reformierte
Lehre wieder ein und ließ auch den Kurprinzen darin erziehen.
Er gründete das Cafimirianum, eine theologische Fakultät,
als Hochschule des Calvinismus zu Neustadt (1578—1583).
Er war ein tatkräftiger, dem Franzofentum abholder Fürst. —
Sein Wahlspruch war: constanter et sincere.
Friedrich IV. (1592—1610) vollendete die Einführung