Full text: Geschichte des Mittelalters (Teil 2)

§. 19, 3. Otto I. der Große. 
101 
äußern Feinden war. Zuerst mußte er gegen Eberhard von 
Franken, der den Landfrieden gebrochen hatte, und seinen Stief¬ 
bruder Thankmar 938 zu Felde ziehen; Thankmar wurde besiegt 
und in einer Kirche, wo er Schutz suchte, getötet. Dann mußte er 
wiederholt gegen seinen Bruder Heinrich kämpfen, der nach der 
Krone strebte, sich mit Eberhard von Franken verband und auch 
Giselbert von Lothringen gegen Otto aufwiegelte. Otto ver¬ 
zieh Heinrich zweimal, und auch nachdem Heinrich sich zum dritten¬ 
mal erhoben und den königlichen 33rüber in Ouedlinburg hatte 
überfallen und ermorden wollen, war Otto so großmütig, dem beider 
Weihnachtsfeier in Frankfurt vor ihm erscheinenden Büßer Verzeihung 
gewähren. Heinrich ging nun in sich und empfing später das 
Herzogtum Bayern, wo er Otto durch treue Dienste vergalt. Eber¬ 
hard und Giselbert wurden 939 von Ottos Streitern am rechten 
Rheinufer, Andernach gegenüber, beim Brettspiel überrascht: Eber¬ 
hard fiel im Kamps, Giselbert ergriff die Flucht und ertrank im 
Rhein. 
Lothringen gab Otto (944) seinem Schwiegersohn Konrad dem 
Roten, dem Ahnherrn der sränkisch-salischen Kaiser; Sachsen und Thü¬ 
ringen verwaltete er anfänglich selbst, dann übertrug er Sachsen 
einem sächsischen Großen, dem treuen Hermann Billung. Ottos 
Bruder Bruno wurde Erzbischof von Köln, 954 Herzog von Lothrin¬ 
gen und machte sich durch Verbreitung christlicher Bildung und 
Sitte verdient. Ottos Sohn Ludolf, der sich mit der Tochter 
des Schwabenherzogs Hermann vermählte, erhielt die Anwartschaft 
auf Schwaben; ein anderer Sohn, Wilhelm, wurde 954 Erz¬ 
bischof von Mainz. Auf diese Weise brachte Otto den größten Teil 
des Reiches in die engste Verbindung mit seinem Hause. 
Äußere Kampfe. Als sein Schwager Ludwig IV. von Frank¬ 
reich, der sich mit Giselberts Witwe vermählt hatte, durch den Grasen 
.Hugo von Paris des Thrones beraubt wurde, zog Otto gegen diesen, 
befreite Ludwig aus dem Gefängnis und zwang den Thronräuber zur 
Unterwerfung. Im Osten des Reiches fetzte er unter den Slawe»: 
das Eroberungs- und Bekehrungswerk feines Vaters fort. Er ließ 
durch den tapfern und strengen Markgrafen Gero die Slawen bis zur 
Oder unterwerfen, machte die Polen tributpflichtig und führte das 
Christentum ein; er errichtete die Bistümer Brandenburg, Havelberg, 
Merseburg, Meißen, ferner unter den Polen Posen und ordnete sie 
dem neugegründeten Erzbistum Magdeburg unter. Ebenso mußte 
der Herzog Boleslav von Böhmen die Oberhoheit Ottos anerkennen.
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.