Full text: Geschichte des Mittelalters (Teil 2)

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Zweite Periode des Mittelalters. 
Alfred vertrieb die Dänen mehrere Male; allein es kehrten stets 
neue Scharen wieder. Da beschloß er, eine Flotte zu bauen und 
das Kriegsglück auf der See zu versuchen. Anfangs focht er glück¬ 
lich; allein die launische Kriegsgöttin wandte sich, und die Angel¬ 
sachsen verloren mehrere Schlachten. Alfred mußte sich mit wenigen 
Begleitern in die Sümpfe und Marschen der Grafschaft Sommerset 
flüchten, wo er sich eine zeitlang verborgen hielt und neue Pläne 
zur Vertreibung der Dänen faßte. 
Er begab sich als Harfner verkleidet in das Lager der Dänen, 
sang vor dem König und erspähte jegliche Schwäche. Hieraus 
sammelte er seine Angelsachsen, umzingelte das Lager der Feinde 
und errang 880 einen vollständigen Sieg über dieselben. Die Dänen 
mußten in einem mit ihnen abgeschlossenen Vertrag auf den größten 
Teil der Eroberungen verzichten und ihr König Gutrun sich mit 
der Lehnsherrschaft von Ostangeln begnügen. Gutrun nahm hieraus 
die christliche Lehre an, erhielt bei der Taufe den Namen A t h e l st a n 
und regierte fortan in Frieden. 
Alfred richtete nun feine Sorge auf die Heilung der Wunden, 
die der lange Krieg dem Lande geschlagen hatte. Er förderte den 
Ackerbau, verbesserte die Verwaltung und die Gerichtsbarkeit, unter¬ 
stützte den Wiederaufbau der zerstörten Städte, erhob London zur 
Hauptstadt des Landes und sicherte die Küsten vor neuen Einfällen 
der Dänen durch Vermehrung der Flotte und Anlegung von Festungen. 
Es gelang ihm zugleich, die Unsicherheit auf den Landstraßen so 
gänzlich zu beseitigen, daß man von seiner Regierung sagt, es hätte 
ein Wanderer seine volle Börse, wenn er sie verloren, auf dem Wege 
unberührt an der nämlichen Stelle wiederfinden können. Er habe sogar 
goldene Armbänder an den Landstraßen aufhängen lassen, und niemand 
habe es gewagt, sie anzutasten. Ebenso sorgte er für die Bildung 
des Volkes. Er ließ die Jugend im Angelsächsischen und in den 
alten Heldenliedern unterrichten und berief die tüchtigsten Gelehrten 
an feinen Hof. Er selbst erlernte noch in seinem 36. Lebensjahre 
die lateinische Sprache und übersetzte manches treffliche Buch aus ihr 
ins Angelsächsische. Die von den Dänen, in Asche gelegten Klöster 
und Schulen baute er wieder auf, damit die Kinder jedes freien 
Mannes lesen und schreiben lernen konnten. 
Aber noch einmal mußte er gegen die Dänen das Schwert 
ziehen. Als dieselben durch Kaiser Arnulf (§. 18) bei Löwen 891 eine 
Niederlage erlitten hatten, landeten sie an der Küste Englands, wurden 
aber auch hier von Alfred nach siegreichen Kämpfen endlich zurück-
	        
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