§. 31. Wissenschaft und Kunst.
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13. Jahrhundert ihren Höhepunkt durch den Dominikaner Thomas
von Aquino und den Franziskaner Duns Scotus, verlor sich
aber in unfruchtbaren Grübeleien, während die Mystik die Vergeistigung
und dichterische Verklärung der christlichen Lehre fortsetzte und treff¬
liche Kunstwerke schuf.
Als Geschichtschreiber zeichnete sich Otto von Freising,
der Halbbruder Konrads HL, durch seine Zeitbücher (Chroniken) und
das „Leben Barbarossas" aus. Saxo Grammatikus schrieb
eine dänische, Helmold eine slawische Geschichte, welche für die
Zeit Heinrichs des Löwen wichtig ist. In Frankreich verfaßte Wil¬
helm von Tyrus die Geschichte der Kreuzzüge, Villehardouin
den vierten Kreuzzug, Joinville die Geschichte Ludwigs IX. Auf dem
Gebiete der Naturkunde besaß Albertus Magnus (f 1280)
vielbewunderte Kenntnisse und gelangte in den Ruf eines Zauberers.
Die bildenden Künste empfingen in dem Zeitalter der Kreuz-
züge vielfache Anregung und nahmen im Dienste der Kirche einen
bedeutenden Aufschwung. Die Baukunst entfaltete sich in drei Bau¬
stilen (§. 41) und brachte herrliche Kirchen und Dome hervor; die
Bildnerei trat der Baukunst helfend zur Seite und schmückte die
Dome mit prächtigem Bildwerk; die Malerei entwickelte sich als
Wandmalerei und brachte auf dem Gebiete der Glasmalerei treff¬
liche Werke hervor. Das Kunst geroerbe gewann in Waffen- und
Goldschmiedarbeit, in der Holzschnitzerei, in kunstvoller Weberei und
Stickerei große Bedeutung.
Die Dichtkunst. Durch die Idee des Rittertums und die Züge
der Kreuzfahrer nach dem heiligen Land roctr der Sinn der Menschen
auf Thaten und Abenteuer gerichtet. Ihre Verherrlichung übernahm
die Dichtkunst. Die heiligen Stätten, der prächtige Orient, die wunder¬
baren Pilgerfahrten, die ungewöhnlichen Erlebnisse, die fremden Be¬
kanntschaften, die fromme Begeisterung, die rege Sehnsucht und der
ausgebildete Frauendienst gaben den Dichtern den reichsten Stoff zu
ihrer Kunst. Im südlichen Frankreich thaten sich die Trouba¬
dours, im nördlichen die Trouvtzres hervor und priesen mit
ihren Sangesweisen und mit Harfenspiel das Lob schöner Frauen
und ritterlicher Helden. Von da verbreitete sich die Dichtkunst nach
dem Norden.
In Deutschland war die Dichtkunst zuletzt von Geistlichen
kümmerlich gepflegt worden, und es war unter anderen Werken das
Annolied entstanden, welches den Erzbischof Anno von Köln 1075)
feiert, ferner das Alexanderlied des Pfaffen Lamprecht, der die