38, 3. Maximilian I.
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sodaß die Schweiz von dieser Zeit an von dem Reiche vollständig
getrennt blieb.
In dem Herzogtum Mailand war nach dem Aussterben der
männlichen Linie des Hauses Visconti unter Franz Sforza das
Haus Sforza zur Regierung gelangt. Aber König Ludwig XII.
von Frankreich erhob als Nachkomme einer Tochter aus dem Hause
Visconti Anspruch auf Mailand und fiel in dasselbe ein. Maximi¬
lian, der in zweiter Ehe mit Blanka Maria Sforza vermählt war,
rvurde gegen Ludwig XII. zu Hilfe gerufen, konnte aber von den
deutschen Fürsten kein Heer erhalten und mit seinen italienischen
Söldnern nichts gegen denselben ausrichten, sondern mußte ihn 1504
mit Mailand belehnen. Auch als die Franzosen später aus dem Lande
vertrieben wurden, kam eine Verbindung zwischen der Lombardei und dem
deutschen Reiche nicht wieder zustande: Franz I. siegte in der Schlacht
bei Marignano 1515 und stellte die Herrschaft der Franzosen über
die Lombardei für einige Zeit wieder her. Ebensowenig Erfolg hatte
Maximilian in Venedig. Nach Rom kam er nicht, da die Kaiser-
krönung überflüssig erschien und der gewaltige Papst Julius II.
ihn als erwählten römischen Kaiser anerkannt hatte.
An seinem Hose umgab sich der Kaiser mit tüchtigen Männern.
Er pflegte von ihnen zu sagen: „Sie sind es, die da regieren,
nicht aber Unterthan sein sollen, und denen man die meiste Ehre
schuldig ist, weil Gott und die Natur sie anderen vorgezogen hat." Er
-selbst schrieb und dichtete gern. Franz von Sickingen, Johannes Reuchlin,
Erasmus von Rotterdam, Johann von Dalberg, Willibald Pirkheimer,
Gayler von Kaisersberg, Konrad Eeltes, Ulrich von Hutten, Melchior
Pfinzing, Max Treitzsauerwein und der Maler Albrecht Dürer erfreuten
-sich feines Wohlwollens. Pfinzing hat das von Maximilian entworfene
Heldengedicht „Teuerdank" bearbeitet, Treitzsauerwein des Kaisers Thaten
nach dessen eigenen Worten in seinem „Weißkunig" niedergeschrieben.
In seinen Bestrebungen, die habsburgische Macht zu vergrößern,
wurde Maximilian vom Glücke begünstigt. Außer der burgundischen
reichen Erbschaft erwarb er seiner Familie auch die Anwartschaft auf
die Krone von Kastilien und Aragonien. Er bewirkte nämlich die
Verbindung seines Sohnes Philipp mit Johanna, der Tochter
des Königs Ferdinand von Aragonien und Jsabellas von Kastilien.
Zwar starb Philipp schon 1506, allein dessen Sohn Karl, Maximilians
Enkel, vereinigte später beide Kronen. Auch Böhmen und Ungarn
erwarb Maximilian wieder dem habsburgischen Hause durch die Ver¬
mählung Ludwigs von Ungarn mit Maximilians Enkelin Maria und