§. 3. Die ersten Kämpfe zwischen Germanen und Römern. 17
und begaben sich deshalb wieder nach Gallien. Hier kamen sie mit
den Teutonen zusammen, welche vom Niederrhein ausgewandert
waren. Beide Völkerschaften verlangten nun von den Römern Wohn¬
sitze und versprachen ihnen dafür Beistand in ihren Kriegen. Aber
die Römer versagten diese Bitte. Daher beschlossen die Germanen
nach einem bestimmten Plane von zwei Seiten aus in Italien ein¬
zufallen. Die Cimbern zogen nach den Ostalpen zurück, um über
die Pässe derselben in die Poebene zu gelangen; die Teutonen, welchen
sich noch die keltischen Ambronen anschlossen, beabsichtigten, südlich
der Seealpen nach Italien zu ziehen. Gegen sie führte der römische
Konsul Marius ein Heer aus Italien an die Rhone, wo es der
Überlegenheit der römischen Kriegskunst gelang, den Teutonen bei
Aquä Sextiä (Aix) 102 v. Chr. eine vollständige Niederlage zu
bereiten. Darauf eilte Marius nach Oberitalien zurück, wo die
Cimbern bereits erschienen waren und den Konsul Catulus zurück¬
gedrängt hatten. Als die Cimbern für sich und die Teutonen Wohn¬
sitze verlangten, lief? ihnen Marius durch die gefangenen Häupter
der Teutonen den Untergang der Teutonen melden. Hieraus kam
es zur Schlacht bei Vercellä in Piemont 101 v. Chr., wo die
Cimbern ebenfalls erlagen. Aber trotz der Siege war der Schrecken
groß, ^6r durch das Erscheinen des neuen Feindes in Rom entstanden
war. Erstaunen erregten die Schilderungen der Römer von den
hochgewachsenen, kräftigen Gestalten der Germanen mit den blauen
Augen und dem lang herabwallenden blonden Haupthaar, von ihrer
Tapferkeit und Ausdauer, aber auch von der Kühnheit und dem
Todesmut der Frauen, welche mit ihren Kindern auf Wagen dem
kriegerischen Zuge folgten und mit Streitäxten auf die Feinde ein-
hieben, wenn diese der Wagenburg sich näherten. Die Furcht vor
den Germanen war in Rom so allgemein, daß römische Mütter
mit dem Namen der Cimbern und Teutonen ihre Kinder zum
Gehorsam und zur Ruhe brachten. Selbst nach dem Siege Roms
über diese germanischen Völker blieb das furchtbare Kriegsgeheul der
Cimbern und Teutonen noch lange den Römern im Gedächtnis.
6äsar und Ariovisi. Auch Cajus Julius Cäsar lernte während
seines Aufenthaltes in Gallien die Germanen kennen, welche nicht
selten die User des Rheins überschritten und von den Galliern für
unüberwindlich.gehalten wurden. Damals war gerade Ariovist, der
Heerkönig der Sueven, von den gallischen Äduern gegen die Sequaner
zu Hilfe gerufen worden. Er war über den Rhein gegangen, hatte
sich ein großes Gebiet erobert und trachtete darnach, sich ganz Gallien
Cassians Weltgeschichte. II. 5. Aufl. v. Ph. SBecf. 2