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Vierte Periode des Mittelalters.
die Spuren des Verfalles der dichterischen Technik an sich. Der bei
Maximilian I. schon erwähnte „Teuerdank" und „Weiskunig"
zeigen, daß die Zeit für das Epos vorüber war. Dagegen beginnt
bei größerer Teilnahme an den öffentlichen Ereignissen aus den kirch¬
lichen und Fastnachtsspielen das Drama sich zu entwickeln, worin
Hans Rosenplüt und Hans Folz aus Nürnberg sich zuerst
hervorthun. Die Erkenntnis vielfacher Irrtümer und Schwächen im
Leben, die Auflehnung des Volkswitzes gegen die Hierarchie und das
Hofleben rief Satiren hervor, unter denen Reineke Fuchs,
Till Eulenspiegel und das Narrenschiff des Sebastian
Br ant (f 1522), Murners Schelmenzunft und Narren-
befchwörung hervorzuheben sind. Die Prosa erhielt ihre erste
Ausbildung teils durch berühmte Kanzelredner, wie David von
Augsburg (f 1271), B erthold von Regensburg (f 1272),
JohannTauler(-f 1361), und JohannGeiler von Kaisers¬
berg (t 1510), teils durch zahlreiche Chronisten. Unter den letzteren
sind besonders hervorzuheben: Konrad Justinger von Bern
(t 1426), Melchior Ruß aus Luzern, Johann Stumpf aus
Bruchsal, Petermann Etter lin aus Luzern, welche die Geschichte
der Eidgenossenschaft niederschrieben. Diebold Schilling aus
Bern beschrieb den Burgunderkrieg, der Stadtschreiber Tillmann
und Johann Gensbein verfaßten die Chronik von Limburg,
Jakob Twinger von Königshofen eine elfässische und Jo¬
hannes Rothe, ein Mönch zu Eisenach, eine thüringische Chronik.
Die Baukunst stand während des Mittelalters vorzugsweise
im Dienste der christlichen Kirche. Wie die Araber den maurischen
Stil (§. 12) ausbildeten, so war auch der kirchliche Sinn unter der
Christenheit besonders der Baukunst günstig, und viele herrliche Dome,
welche noch bis heute von dem Fleiße, der Frömmigkeit und dem
Kunstsinne jener Zeit zeugen, erfüllen uns mit Staunen und Be¬
wunderung. Man unterscheidet in der christlichen Baukunst des
Mittelalters außer dem Basilikastil drei Hauptstile: den byzantinischen,
den romanischen und den gotischen Stil.
Die Basilika war das Muster für die ersten, unter Kon¬
stantin dem Großen erbauten christlichen Kirchen und wurde in
späterer Zeit mannigfach umgebildet. Die Basiliken d. h. königliche
Hallen dienten bei den Römern dem kaufmännischen Verkehr und der
bürgerlichen Rechtspflege. Sie bestanden aus zwei Teilen, dem läng¬
lichen Raume für die Leute, welcher gewöhnlich mit Säulenreihen
und Galerien an den Seiten versehen war, und dem Sitze für die