Full text: Geschichte des Mittelalters (Teil 2)

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Vierte Periode des Mittelalters. 
artig Strebebogen zu den Strebepfeilern der Umfassungsmauern. 
Die nach außen sich erweiternden Seitenmauern der Portale sind 
mit Säulchen oder Stäbchen, die sich ohne Unterbrechung herum¬ 
ziehen, besetzt. Der Eingang ist mit einem flachen Kleeblattbogen 
gedeckt, der meistens ein Relief trägt. Die Dächer sind hoch und 
steil; das Wasser aus den Dachrinnen wird durch Wasserspeier 
in Gestalt von (häufig phantastischen) Tieren weit von den Mauern 
weggeschleudert. Gewöhnlich stehen zwei Türme an der Westseite, 
seltener einer über der Fassade. In der Regel von viereckiger Grund¬ 
form, steigen sie in mehreren Absätzen aus, gehen oben ins Achteck 
über, dessen Seiten in Giebel auslausen, und sind von einer acht¬ 
seitigen, oft mit Maßwerk durchbrochenen Pyramide, dem Helm, 
bekrönt, dessen Spitze eine Kreuzblume bildet, die aus vier, ins Kreuz 
gestellten Krappen (dem Kohlblatt ähnlichen gezackten Blättern) be¬ 
steht, über welchen sich eine geschlossene Knospe erhebt. Durch Giebel 
aus den Strebepfeilern und über den Fenstern, sowie durch Fialen, 
welche als Schluß aller freien, senkrechten Teile dienen, wird am 
Äußern die aufstrebende Bewegung des Ganzen vermehrt. Die Spitze 
der Giebel und die Pyramide der Fialen krönen ebenfalls Kreuz¬ 
blumen. Krappen zieren auch die Giebelschenkel und die Kanten der 
Fialen; Bildsäulen mit Baldachinen stehen an den Pfeilern des 
Innern, sowie an den Strebepfeilern und an den Portalen, bei 
welchen die Kapitäle der Säulchen als Postamente der Figuren dienen. 
Bei reichen Anlagen der Portale sind die Hohlkehlen auch im Bogen 
mit Bildsäulen besetzt. Die übrigen Ornamente sind mannigfache 
geometrische Figuren (Maß- oder Stabwerk) oder der Pflanzenwelt 
entnommene Verzierungen (Distel, Epheu, Wein, Rose, Eichblatt). 
Namentlich das Bogenfeld der großen und hohen fpitzbogigen Fenster, 
welche durch gegliederte Stäbe mehrfach abgeteilt werden, ist mit 
Maßwerk ausgefüllt. Das Maßwerk der Rundfenster, die Ende 
des 13. und 14. Jahrhunderts öfters an der Fassade (nicht selten 
über dem Hauptportale), zuweilen auch im Chor angebracht wurden, 
bildet ein Rad oder eine Rosette. Die Glasmalerei schmückte 
die Fenster mit leuchtender Pracht. 
Die Elisabethkirche zu Marburg ist die älteste vollendete gotische 
Kirche; der Grundstein dazu wurde 1245 gelegt und der ganze Bau 
1283 vollendet. Der Straßburger Münster, welchen Erwin von Stein¬ 
bach , der Erbauer des gotischen Münsters von Freiburg im Breisgau, 
1277 zu bauen begann und Meister Johann Hiltzen von Köln 1365 
bis auf einen Turm vollendete, ferner der Dom zu Köln, der 1248
	        
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