Full text: Geschichte des Mittelalters (Teil 2)

§. 5, 3. Germanische Heldensagen. 
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ebenfalls geraubten Königstöchtern ernährt wird. Von einem vorbeikom¬ 
menden Schiffe aufgenommen, werden alle nach Irland gebracht, wo Hagen 
die Krone empfängt und sich mit Hilde, einer der drei Königstöchter, ver¬ 
mählt. Ihre Tochter Hilde liebt der Vater so sehr, daß er sie nur dem 
vermählen will, welcher ihn im Kampf besteht. König Hetel von Hege¬ 
lingen wünscht Hilde zur Gemahlin und sendet drei feiner Hofleute an Hagens 
Hof, wo sie sich für Flüchtlinge ausgeben. Wate erlangt durch seine Stärke, 
Frute durch seine Freigebigkeit und Hör and durch seinen Gesang die 
Gunst der Jungfrau, und sie entführen dieselbe. Hagen holt sie zwar ein, 
giebt aber seine Einwilligung zur Vermählung und läßt die Hildeburg, 
eine der drei befreiten Jungfrauen, mit seiner Tochter ziehen. Hetel und 
Hilde bekommen zwei Kinder, Ort wein und ©ubrun. Als Gudruu er¬ 
wachsen ist, wirbt Hartmut von bcr Normandie um sie; aber König 
Herwig von Hegelingen empfängt sie. Als Hetel sich auf einem 
Kriegszuge befinbet, wirb Gubrun von Hartmut geraubt. Umsonst eilt ihm 
Hetel nach; er wirb auf bem Wulpenfanb von Hartmnts Vater Lubwig 
erschlagen. Gubrun erklärt auf bem Wege nach ber Normanbie, sie werde 
Herwig ewig die Treue halten, unb wirb von Lubwig in bte See geschleubert, 
von Hartmut jedoch wieder gerettet. Standhaft weigert sich Gubrun auch 
fernerhin, Hartmnts Gemahlin zu werben; darum wird sie von Gerlin de, 
Hartmuts Mutter, zu beit niebrtgftcn Diensten einer Magb unb Wäscherin 
gezwungen unb aufs härteste behandelt. Nach langen Jahren erscheinen 
Ortwin unb Herwig an der Küste bcs Normannenlandes, wo sie ©ubrun 
am Meere treffen unb sich gegenseitig wieder erkennen. Aber burch Kampf 
soll Gubrun wieber errungen werben, wie sic geraubt worden ist. Lubwig 
fällt burch Herwigs Hanb, unb schon hat Gerlinbe den Tob ber ©ubrun be¬ 
fohlen, als Wate eindringt und Gerlinde erschlägt. Nachdem Gudrun befreit 
ist, vermählt sich Ortrun, Hartmuts Schwester, welche allein gegen Gudrun 
freundlich gesinnt war, mit Ortwein, Gudrun mit Herwig, Hildburg mit 
Hartmut, und die Treue hat ihren schönsten Lohn empfangen. 
Erste Periode -es Mittelalters. 
Dom Untergang des weströmischen Reiches 6is zur Erneuerung der 
abendländisch-römischen Baisermürde durch Bars den Großen 476—800. 
§. I). Allgemeine tißerfidit über ilie Uötftec Europas. 
Mit dem Untergang des weströmischen Reiches treten die ger¬ 
manischen Völker in den Vordergrund der Geschichte. Sie werden 
die Gründer germanischer Reiche in verschiedenen Provinzen 
des Römerreiches und die Träger des Christentums, das 
sie annehmen und über ganz Europa und Nordafrika verpflanzen.
	        
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