X. Die spanische Inquisition.
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zu belegen; wenn diese nicht ausreichten, konnten diese die weltliche
Macht zu Hülfe rufen. Papst Jnnoeenz IH., der diese Ketzereien
und Spaltungen der Nachlässigkeit der Bischöfe zuschrieb, ernannte
auf die Veranlassung deS heiligen Doininieus eigenmächtig Com¬
missionen, welche, unabhängig von den Bischöfen, daS höchste Ge¬
richt in Glaubenssachen sein sollten. Ihre Pflicht war es, durch
Unterricht und durch Predigten an der Bekehrung der Ketzer zu arbei¬
ten, die Fürsten und Obrigkeiten zur Bestrafung der Halsstarrigen
aufzumuntern und sich genau nach der Anzahl, den Lehren und den
Eigenschaften der Ketzer, wie auch nach der Aufführung und Amts¬
treue der Bischöfe zu erkundigen. Ueber Alles, was sie ihrer Be¬
merkung werth hielten, mußten die Commissionen dem Papste nach
Rom berichten; von diesen Erforschungen hat der Name Inquisition
seinen Ursprung.
Die Nachfolger deS Papstes Jnnoeenz Ul. bildeten diese Art
Gerichte immer mehr ans und ihre Strenge wurde immer barbari¬
scher. Nachdem die Inquisition einige Zeit im südlichen Frankreich
ihr Wesen getrieben hatte, verschwand sie hier mit der Sekte, die sie
inS Leben gerufen hatte. Eine ähnliche Inquisition gab es auch in
andern Ländern, und überschritt sie ihre Grenzen nicht zu weit, so
hatte kein guter Katholik was dagegen, da es eine vollkommen aus¬
gemachte Sache, über die man völlig einig war, daß Ketzer bren¬
nen müßten.
Die spani'sche Inquisition ist ein Gericht anderer Art und
diese allein ist eS, welche unsere Aufmerksamkeit hier in Anspruch
nimmt; man darf sie durchaus nicht mit der bischöflichen und päpst¬
lichen verwechseln, denn mit ersterer hat sie, zur Ehre derselben, we¬
nig, und mit letzterer nur die Form gemein. Die Urheber dieses
Tribunals, welches man nur ein teuflisch-königliches nennen
kann, lind Ferdinand der Katholische von Arragonien und Isabelle
von Castilien; der eigentliche Erfinder aber ist Peter Gonzales von
Mendoza, Erzbischof von Toledo, der den Plan dazu aus Anhäng¬
lichkeit an Isabelle entwarf. Ursprünglich hatte die Inquisition wohl
nur die Ausrottung der heimlichen Juden und Muhamedaner im Auge;
allein allmälig dehnte sich ihr Wirkungskreis aus, so argwöhnisch
auch Geistlichkeit, Adel und Volk dieses ungewöhnliche Gericht be¬
trachteten und seinen Fortschritten Hindernisse in den Weg zu legen
wußten. AIS die Inquisition auch die Zinsen- und Wnchervergehen,