Full text: Geschichte des Altertums (Teil 3)

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Römische Geschichte. 
Dritter Zeitraum. 
Unterwerfung -er Mittelmeerlän-er. Bis 133. 
§ 22. Karthago. 
Karthago war die gewaltigste See- und Handelsstadt im 
ganzen Mittelmeergebiet. Es war von Phöniziern H auf einer 
Halbinsel an der Nordküste Afrikas gegründet worden, dort, wo 
sich zwischen Sizilien und Afrika das Meer fast zu einer Straße 
verengert. Die Folge dieser günstigen Lage war ein rasches Auf¬ 
blühen des Verkehrs und Aufspeichern großer Reichtümer. Die 
Zahl der Einwohner soll der Hamburgs gleichgekommen sein. 
Es war von einer dreifachen Mauer umgeben; sie war 13 m hoch 
und so dick, daß in ihren Wänden Ställe für 4000 Pferde und 
300 Kriegselefanten angebracht waren; in ihren Gewölben (Kase¬ 
matten) fand die Besatzung, 24000 Mann, Unterkunft. Zwei 
Häfen, der runde Kriegshafen, in dem Schiffe von 4 und 5 Ruder¬ 
reihen vor Anker lagen, und der viereckige Handelshafen, waren 
vorhanden. In letzterem sah man ein Gewimmel von Leuten aller 
seefahrenden Völker des Altertums. Da die Stadt nicht über die 
Umwallung hinaus gebaut werden konnte, waren die Straßen eng 
und die Häuser hoch (bis zu 7 Stockwerken). Die Burg, Byrsa, 
stand auf einem Hügel, auf dessen Abhang der Tempel des Baal 
lag. In dem Erzbild des Gottes wurden in Zeiten schwerster 
Not Kinder als Sühnopfer verbrannt, einmal einige Hundert 
aus den edelsten Familien. Am höchsten ragte der (Burg-)Tempel 
des Heilgottes Esmun, zu dem 60 Stufen emporführten. 
Das Landgebiet von Karthago umfaßte die phönizischen 
Schwesterstädte an der Küste Nordafrikas und das heutige Tunis. 
Hier wogten zur Erntezeit meilenweite Weizenfelder, das Eigentum 
reicher Kaufherrn; Scharen gefesselter Knechte mußten sie bestellen. 
Die Bauern der Dörfer waren zu Hörigen gemacht; sie hatten 
einen Teil der Truppen zu stellen, den anderen mietete man in 
Gallien, Spanien, Italien und Griechenland. Die Reiter wählte 
man aus den Hirtenstämmen der Wüste. Karthago war bestrebt, 
seine Macht zu mehren; die Gestade Südspaniens, Sardiniens, Kor- 
1) Darum nannte man seine Einwohner auch Poeni, Adj. Punicus.
	        
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