Object: Kurfürst Friedrich I. (Bd. 1)

— 35 — 
nach Rathenow, ließ sich von den Bürgern huldigen, während 
seine Geschütze sich auf Plaue bewegten, welches der Erz¬ 
bischof mit einer bedeutenden Mannschaft belagerte. Auch 
die Bürger von Brandenburg waren mit ihren Büchsen ge¬ 
kommen, um sich an der Havel, dem Schlosse gegenüber, zu 
lagern. Etwas Entscheidendes war aber vor Friedrichs 
Ankunft nicht geschehen. — 
Westlich von Brandenburg fließt die Havel in einen großen 
waldumkränzten See, den Breitling, ein; an seiner nordwest¬ 
lichen Ecke liegt Plaue. Das Schloß lag im Winkel zwischen 
diesem See und der breiten nach Norden abfließenden Havel. 
Es war durch diese seine natürliche Lage und seine elf Fuß 
dicken Mauern, auf denen ein Wagen fahren konnte, überaus 
fest und so wohl geeignet zur Raubburg. Hart auf der 
Grenze zwischen der Mark und dem Erzbistum Magdeburg 
gelegen, war es seit langer Zeit eine Plage für beide Länder. 
Unsere Chronik erzählt: „Als nun Hans von Quitzow 
verraten, daß das Schloß Friesack eingenommen und die 
dicken Mauern, darauf seine Zuversicht stand, zerschossen waren, 
hat er am Montag nach Matthäi mit seinem Bruder Henning, 
einem Studenten aus Paris, und einem Knechte, Dietrich 
Schwalbe genannt, die Flucht genommen und vermeint, er 
könne entrinnen. Aber die Bürger von Brandenburg, welche 
auf der andern Seite des Schlaffes, jenseits der Havel mit 
ihren Büchsen hielten, wurden gewahr, daß sich Hans von 
Quitzow mit drei Pferden davon machte, sagten es eiligst 
den Herrn an. Die jagten ihm bald zu Fuß und Rosse 
nach. Hans Quitzow roch den Braten, verließ sein Roß, 
lief in den Busch, um sich darin zu verstecken. Aber Herrn 
Heinrichs von Schwarzburg, der des Erzbischofs^von 
Magdeburg Bruder war, Diener spürten ihm nach, nahmen 
ihn mit den beiden andern gefangen, führten sie gen Plaue 
und setzten sie in einen Stock, (d. h. sie banden ihn an einem 
Blocke fest, damit er nicht entwische). Die Gefangenen aber, 
welche auf Schloß Plaue schmachteten, wurden frei." 
Die Nachricht, daß der gefährliche Ritter gefangen sei 
und aus seinem eigenen Schlosse angeschlossen sitze, ging wie 
ein Lauffeuer durch die Mark und die benachbarten Länder. 
Alle, die er in Furcht und Schrecken gehalten, atmeten auf, 
alle, die zu ihm gehalten, gerieten in Furcht. Da man allent¬ 
halben erzählte, wie er gefangen worden und sich wohl mehrere 
dessen rühmten, so entstanden verschiedene Darstellungen, welche 
3*
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.