Die Erde als Himmelskörper.
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ohne solche läßt sich die Mittagslinie auf folgende Art bestimmen. Es werde
um den Fußpunkt a des senkrechten Stabes (Fig. 5, ein Kreis gezogen, hier etwa
der innerste. Nun werden diejenigen bei-
den Stellen c und d des Kreises beobachtet,
auf die im Laufe eines Tages das Ende
des Stabschattens trifft. Die gesuchte Mit-
tagslinie halbiert von a ans das Bogen-
stück cd. Um größere Genauigkeit zu er-
zielen, kann man die gleiche Beobachtung
noch für andere konzentrische Kreise anstel-
len. Als Endpunkt des Stabes betrachtet man
zweckmäßig die Öffnung b in der Scheibe.
Die hier angewandte Vorrichtung nannten
die Alten das Gnomön.
Auch mit Hilfe der Magnetnadel kann
man den Nordpunkt bestimmen, wenn man
die Abweichung der Nadel von der wahren
Nord-Südrichtnng beachtet. Sie beträgt im gig, 5 ©nömon.
mittleren Deutschland zur Zeit etwa 10"
uach W.
§ 8. Durch die Sonne wird je eine Hälfte der Erde beleuchtet, die
andere, der Sonne abgewandte Seite empfängt kein Licht. Die tägliche
kreisförmige Bewegung der Sonne um die Erde bewirkt für jede Stelle
der Erde einen Wechsel oon Licht und Dunkelheit, oon Tag und 9!acht.
Tritt die Sonne in den Horizont eines Ortes, so sagt man, sie geht
auf: es ist Morgen, der Tag bricht an; sinkt sie unter jenen, so
geht sie unter: es ist Abend, die Nacht bricht an; tritt sie in den
Meridian eines Ortes, d. h. erreicht sie ihre obere Kulmination, so
ist für den Ort Mittag („die Mitte des Tages") gekommen; derselbe
Ort hat Mitternacht, wenn die Sonne durch den ihm entgegengesetzten,
180° entfernten Meridian geht, also zur Zeit ihrer unteren Kulmi-
nation. Die Zeit von Mitternacht zu Mitternacht heißt ein Tag.
Das scheinbare Höhersteigen der Sonne läßt sich erklären, indem man einen
um 231/2° geneigten Globus in einem verdunkelten Raum so gegen ein Licht
hält, daß sein Mittelpunkt mit dem des Lichtes in eine Horizontale fällt, und ihn
dann in Umdrehung versetzt. Dann entspricht das Tiefersinken irgend eines be-
leuchteten Punktes auf dem u. Teile des Globus gegenüber dem Lichte dem schein-
baren Höhersteigen der Sonne und sein Steigen ihrem Sinken.
Zeitunterschied. Hat die Souue den 360. Teil ihres vollen täglichen
Kreislaufes oder einen Bogengrad am Himmel beschrieben, dann steht sie
im Meridian eines um 1° w. gelegenen Ortes. Da sie zum Durchlaufen
eines Bogengrades 4 Minuten braucht, so ist es an dem zweiten Ort
uni 4 Minuten später Mittag als am ersten, oder die Uhr des zweiten Ortes
geht der des ersten um 4 Minuten nach. Umgekehrt geht die Uhr eines
um 1° 5. gelegenen Ortes um 4 Minuten vor. Bonn z. B- liegt ungefähr
13° 24' westlich von Königsberg, folglich ist die Bonner Ortszeit um fast
54 Minuten hinter der Königsberger zurück.
Im Deutschen Reiche, in Luxemburg, der Schweiz, Italien, Bosnien,
der w. Türkei, Serbien, Osterreich-Ungarn, Dänemark, Skandinavien
zeigen jedoch die Uhren nicht mehr die Ortszeit, sondern zur Erleich¬