Deutsches Reich. — Erzeugnisse.
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70 und beträgt im Durchschnitte 66 ein. Am höchsten steigt sie an den n.to.
Stirnseiten der Mittelgebirge, so ans dem Brocken auf 167, an dem sächsischen
Abfalle des Erzgebirges auf 100 cm. Der wärmste und zugleich Niederschlags-
reichste Monat ist der Juli. Das ganze Gebiet ist ausgezeichnet durch Nieder-
schlüge zu allen Jahreszeiten. Auf diesem Umstände beruht die Entwicklung
seines Pslanzenlebens und seiner Landwirtschast.
Pflanzliche Erzeugnisse. Der Wald, der einst den größten Teil Germaniens
bedeckte und als Urwald die Römer wie die Germanen von seinem Betreten ab-
schreckte, so daß auch diese nur auf den regenärmeren und darum baumlosen Land-
strichen es wagten, mit dem Pflnge zu arbeiten, ist bis ans ein paar künstlich ge-
schonte Stückchen längst in Forst verwandelt worden. Dieser aber darf sich noch
des stolzen Besitzstandes von mehr als 1/4 des Bodens rühmen. Seine Stätten
(f. Fig. 95) sind vor allem die Mittelgebirge, während die Ackerländereien des
Flachlandes sein Wiederaufkommen niederhalten, die wertvollen Marschen der Küste
nnd die Rübenböden der Mitte ihn bis auf 2% einschränken und die Moore des
N.W. nur auf künstlichem Wege für ihn gewonnen werden können. — Von allen
Nahrungszweigen ist der Ackerbau, der 262243 qkm1, also rund die Hälfte des
Bodens für sich in Anspruch uimmt, immer noch der wichtigste. Von jeuer Fläche
entfallen auf Getreide und Hülsenfrüchte 61 %, auf Hackfrüchte (vornehmlich Kar-
tosfeln) und Gemüse 16, auf deu Wein kommen 0,4 »/g (1130 qkm), den Tabak,
dessen Bau stark zurückgegangen ist, ziemlich ebensoviel, Hopsen 0,1 o/0 (390 qkm),
die für die Besserung des Bodens so wichtige Zuckerrübe hingegen 1,2 % (4000 qkm).
Hat auch die Anbaufläche für Nährfrüchte zugenommen, so ist doch die Volkszahl
noch viel schneller gewachsen, und 1899 mnßte für 471 Mill. M. Getreide
mehr ein- als ausgeführt werden. In der Menge des erzengten Weines steht
das D. R., das zwar einzelne vorzügliche Gewächse hervorbringt, sehr zurück
hinter den großen Weinländern Europas, so daß es 1900 au 8. Stelle kam hinter
Frankreich, Italien, Spanien, Rumänien, Rußland u. s. w.
Auf dem Gebiete der Viehzucht, die im allgemeinen auf hoher Stufe steht,
tritt hervor diejenige der Pferde, die mit 446000 Stück den höchsten Bestand in
Ostpreußen erreichten, so daß hier. 22 auf 100 E. kommen. Rindvieh mit
67 Stück am stärksten in Schlesien und Oldenburg, Schweine mit 50 bez. 48
in Pommern nnd Oldenburg, Schafe 133 in M.-Strelitz, 89 in Pommern.
Übersicht.
Zahl in 1000 Stück
Auf 1 qkm
Auf 100 E.
1873
1897
1873
1897
1873
1897
Pferde ....
3 352
4 038
6,2
7,5
7,8
7,7
Rindvieh . . .
15 777
18 491
29,2
34,2
38,4
35,4
Schweine . . .
7124
14 275
13,2
26,4
17,4
27,3
Schafe ....
24 999
10 867
46,2
20,i
60,9
20,8
Daraus ergibt sich, daß die Schafzucht als uicht mehr lohnend wegen des
billigen Angebots aus den großen überseeischen Weideländern fast erschreckend zurück-
geht. Die Schweinezucht ist reißend gestiegen, die der übrigen Tiere zwar be-
deutend, aber doch nicht im Maße des Volkswachstums, so daß immer mehr
Rindvieh, Pferde, Fleisch, Häute, Wolle u. s. w. eingeführt werden müssen.
Der Bergbau wies von 1890 bis 1899 folgende Steigerungen im Werte
seiner Erzeugnisse (zu Mill. Mark) auf: Steinkohlen 538—789, Braunkohlen
1 1878; 260630 qkm,