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Dritte Abtheilung.
Einiges über Religion und Bibel, wie auch aus
der Geschichte der christlichen Kirche.
Erster Abschnitt.
Einiges über Religion und Bibel.
Stetigen ist die Art und Weise Gott zu erkennen und zu
verehren.
Wenn ihr, meine lieben Kinder, im Frühlinge die
Pracht der blühenden Bäume und blumenreichen Wiesen,
wie im Sommer und Herbste die unzähligen Früchte der
Gärten und Felder betrachtet; wenn ihr an die namenlose
Anzahl der Thiere denkt, und wahrnehmt, wie die einen
in der Erde und die andern auf der Erde sich ihres Da¬
seins freuen, und wie wieder andere die Untiefen deö Mee¬
res voll fröhlichen Lebens durcheilen, während noch andere
die Lüfte pfeilschnell durchschwirren und ihren lieblichen
Gesang ertönen lassen; und wenn ihr euch selbst anschauet
und betrachtet und über eure eigene höchst wunderbare und
weise Einrichtung staunen müsst; ja, wenn ihr endlich gar
euer Auge gen Himmel richtet, und denselben von einer
schwarzen Wolkenmasse, gleich einer düstern Nacht, bela¬
gert sehet, aus welcher wüthende Stürme brausen, leuch¬
tende Blitze zischen, und grausige Donner krachen, aber
auch bald nachher desselben Himmels liebliche Bläue von
der Sonne entzückendem Glanze erleuchtet sehet, und in
stiller Nacht an demselben den freundlichen Mond nebst ei¬
ner ungeheuern Anzahl hellglänzender Sterne erblicket, und
wenn ihr dann schauet und schurret, und dennoch weder die¬
ses Sternenheer zählen, noch deö unermesslichen Weltcn-
raumeö Grenzen auffinden könnet: — o dann, meine lieben
Kinder, nicht wahr, dann staunet ihr und Jbcnfet: woher
kommt dieses, und wer mag dieses Alles so geschaffen ha¬
ben? Und eure Vernunft sagt euch: daS sind keine Werke
schwacher Menschen Hände, — hier muss ein höheres We¬
sen thätig gewesen sein, eS muss ein liebevolles, allweises
und allmächtiges Wesen sein, daS dieses Alles so schuf,
und in einer bewunderungswürdigen Ordnung fortdauern